
Im Camp der ukrainischen Waisenkinder
Wir haben ihr Schicksal und ihre Flucht aus der Ukraine so engagiert verfolgt, dass wir sie unbedingt selbst kennenlernen wollen. Die Möglichkeit ergibt sich vor unseren Oasentagen: Wir besuchen die ukrainischen Kinder, deren notwendige Umsiedelung wir mithilfe unserer Freunde ermöglichen konnten. Nach etwa einstündiger Fahrt erreichen wir im Umland von Jerusalem das Jugend-Camp. Ein großes Schild am Eingang heißt alle ukrainischen Kinder willkommen.
Ursprünglich konnten Jugendgruppen das Camp mieten, um dort Freizeiten zu veranstalten. Nun wurde es speziell für die Kinder zwischen zwei und 18 Jahren umgebaut. Eine Kindertagestätte wurde eingerichtet, ein Computer-Raum zum Lernen, Klassenzimmer und schöne Blockhäuser, in denen die Kinder schlafen. Außerdem wurde eine Verpflegung mit drei Mahlzeiten täglich organisiert. Mittlerweile besuchen einige der Kinder auch öffentliche Schulen in Israel.


Den Kindern sieht man die aufwühlenden Erlebnisse im Krieg und von der Flucht unterschiedlich stark an. Die jüngeren können es besser verarbeiten als die älteren. Alle jedoch haben Freunde, ihre gewohnte Umgebung und Hab und Gut zurücklassen müssen. Professionelle und erfahrene Therapeuten sind im Camp, um den Traumata zu begegnen. Und man spürt den Mitarbeitern dort eine Leidenschaft für diese Waisenkinder ab.
Bei unserem Besuch sind die Kinder über die ganze große Fläche des Camps verteilt und gehen unterschiedlichen Beschäftigungen nach. Besonders interessiert uns natürlich das Gewächshaus, das wir unter anderem hier finanzieren könnten. Wir werden herumgeführt und beobachten, wie ein liebevoller Mitarbeiter den Kindern gerade das Pflanzen erklärt. Wir werden zum Mitmachen eingeladen und erleben mit, was die Kinder hier beigebracht bekommen: Sie sehen, wie ihre Pflanzen wachsen und dürfen später selbst ernten. Sie erlernen auch den Umgang mit dem in Israel erfundenen Wasser-Tropfsystem, durch das mit wenig Wasser viel erreicht wird. Es ist so schön zu sehen, wie sinnvoll dieses Pflanzen-Projekt für die Kinder ist.



Anschließend laden wir alle Kinder und Mitarbeiter zu einem Eis ein – eine willkommene und besondere Abwechslung. Doch uns begegnet auch die notvolle Seite hier: Wir lernen eine Frau kennen, die erst vor drei Tagen aus der ukrainischen Stadt Mariupol hier eingetroffen ist. Sie hat Diabetes und wochenlang keine Medikamente bekommen. Ihre Hautausschläge im Gesicht sprechen Bände. Die Geschichte der Frau geht uns zu Herzen. Gleichzeitig freuen wir uns mit ihr, dass sie nun in Sicherheit ist und medizinische Hilfe bekommt.

Am Ende dieses Tages sind Isolde und ich uns einig: Den Waisenkindern zur Flucht zu verhelfen und sie jetzt in diesem Camp weiter zu versorgen, ist ein gelungenes Projekt, das den Kindern auf gute Weise einen neuen Start in den Alltag in einer neuen Umgebung ermöglicht.
Daniel und Isolde Müller, Missionswerk Karlsruhe
