Behüte dein Herz vor Enttäuschungen

Wie gehst du mit Enttäuschung um? Isolde Müller erklärt dir an Hand von Bibelstellen, wie du dein Herz vor Bitterkeit schützt und inneren Frieden findest.

Jeder von uns kennt das Gefühl, wenn Vertrauen und Hoffnungen wie Seifenblasen zerplatzen. Ein ersehnter Anruf bleibt aus, ein Familienmitglied verletzt uns mit Worten, die Beförderung am Arbeitsplatz geht an einen Kollegen, eine Freundin enttäuscht unser Vertrauen. Vielleicht denkst du schmerzhaft an solche Situationen in deinem eigenen Leben und fragst dich, wie du gut damit umgehen kannst. 

Je enger, desto tiefer

Wie groß unsere Enttäuschung ist, hängt davon ab, wie nahe wir jemandem stehen, wie vertrauensvoll die Beziehung ist und welche Erwartungshaltung wir an die Person haben. Zum Beispiel kommen wir leicht darüber hinweg, wenn unsere Regierung Gesetze macht und wir ernüchtert feststellen, dass sie anders aussehen, als wir dachten. Eine ganz andere Dimension hat die Enttäuschung, wenn du von einem nahestehenden Menschen im Stich gelassen wirst. Eine solche Erfahrung kann dein ganzes Leben auf den Kopf stellen. Riesig sind Schmerz und Vertrauensverlust auch dann, wenn ein Ehepartner fremdgeht oder unsere Kinder Wege einschlagen, die wir als Eltern mit Sorge betrachten. Je näher uns eine Person steht, desto tiefer reichen Enttäuschung und Schmerz.

Schon König David hat das erfahren. In den Psalmen schreibt er:

„Wäre es mein Feind, der mich verhöhnt, dann könnte ich es noch ertragen. Würde mein erbitterter Gegner sich über mich erheben, wüsste ich ihm aus dem Weg zu gehen. Aber du bist es, mein Vertrauter, mein bester und engster Freund! Wie schön war es, als wir noch unsere Gedanken austauschen konnten, während wir mit den anderen Pilgern auf dem Weg zum Tempel waren!“

Psalm 55,13-15

Körperlich

Davids Enttäuschung kam von einem gläubigen Freund, der mit ihm zum Tempel ging und wir spüren die Zerstörung einer sehr engen Beziehung. In der Übersetzung „Hoffnung für alle“ lautet die Überschrift von Psalm 55 sehr treffend: „Vom besten Freund verraten“. Kein Wunder, dass David in Vers 5 schreibt: „Mein Herz krampft sich zusammen, Todesangst überfällt mich. Furcht und Zittern haben mich erfasst, und vor Schreck bin ich wie gelähmt.“

Solche Erlebnisse können uns aus der Bahn werfen und nicht nur unsere Stimmung, sondern auch unsere Gesundheit beeinflussen. Wir fühlen uns wie gelähmt. Es können Herz-, Magen- oder Darmprobleme entstehen, genau wie Depressionen und Ängste. 

David schreibt sich die Enttäuschung von der Seele. Er klagt Gott in großer Ehrlichkeit, was er erlebt hat. Doch dann entscheidet er sich für die Zuversicht Gott gegenüber und spricht sich und anderen zu: „Überlass alle deine Sorgen dem Herrn! Er wird dich wieder aufrichten; niemals lässt er den scheitern, der treu zu ihm steht“ (Vers 23). Eine wirklich starke Aussage in Anbetracht der Situation, in der er steckte. Und genau das ist auch der Ausweg für unsere Enttäuschung: den Blick wenden und unser Vertrauen auf den Herrn setzen. Denn er ist unsere Hilfe, unser Anker, unser Trost in solchen schwierigen Zeiten!

Drei Fragen

So wie David mit seinem Freund kann es uns passieren, dass wir von Christen enttäuscht werden. Sie verhalten sich nicht so, wie wir es in einer Gemeinde erwarten und entsprechen nicht unseren Vorstellungen einer christlichen Lebensweise. Manche reagieren dann beleidigt und gekränkt, gehen in den Konflikt oder ziehen sich zurück – bis dahin, dass sie die Gemeinde verlassen. 

Drei Fragen sind hilfreich in einer solchen Situation. 

Die erste Frage:

Wem folge ich nach? Folge ich Christen oder Christus? Wenn ich auf andere Menschen fokussiert bin, sind Enttäuschungen vorprogrammiert. Menschen haben Schwächen, sind unterschiedlich und werden nie ganz meinen Erwartungen entsprechen. Fokussiere dich stattdessen auf Jesus! Bei ihm findest du Frieden, Stabilität und Halt.

Die zweite Frage:

Sind meine Erwartungen realistisch? Oder habe ich Vorstellungen, die gar nicht zu erfüllen sind? Wir haben oft sehr unrealistische Hoffnungen und Ansprüche an Menschen – und ganz besonders an andere Christen. 

Die dritte Frage:

Habe ich auch schon einmal jemanden enttäuscht? War ich schon einmal derjenige, der Erwartungen nicht erfüllt hat? Der Gedanke, dass wir selbst schon Menschen verletzt oder gekränkt haben, kommt uns häufig gar nicht. Uns selbst daran zu erinnern, kann uns helfen, gnädiger mit anderen umzugehen und kleine Schwächen oder Unachtsamkeiten nicht zu wichtig zu nehmen.

Wir messen häufig mit dem Maßstab der Bibel auf ganz hohem Niveau und sehen nicht, dass darin auch ganz fehlerhafte, unzulängliche Menschen beschrieben werden. Das ging Menschen zur Zeit der Bibel nicht anders, deshalb sagte Jesus zu ihnen:

„Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Denn mit welchem Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden, und mit welchem Maß ihr messt, wird euch zugemessen werden.“

Matthäus 7,1-2

Womit wir andere aburteilen, das kommt wie ein Bumerang auf uns zurück, in irgendeiner Weise. Einen guten Umgang mit anderen beschreibt Paulus in seinem Brief an Timotheus:

„Wer Gott dienen will, soll sich nicht herumstreiten, sondern allen Menschen freundlich begegnen, ein geduldiger Lehrer sein, bereit, auch Böses zu ertragen. Er soll versuchen, alle, die sich der rettenden Botschaft widersetzen, mit Güte auf den richtigen Weg zu bringen. Denn vielleicht führt Gott sie ja zur Einsicht, dass sie umkehren und die Wahrheit erkennen. Dann können sie wieder frei werden von den Schlingen des Teufels, in denen sie sich verfangen hatten und sich von ihm für seine Zwecke missbrauche ließen.“

2. Timotheus 2,24-26

Enttäuscht von Gott

Vielleicht bist du sogar enttäuscht von Gott. Er hat etwas nicht so geführt, wie du es dir vorgestellt hattest. Vielleicht warst du auf einer Veranstaltung und hattest dir so viel mehr von ihm erhofft. Vielleicht hast du Heilung oder ein anderes Wunder erwartet. Vielleicht hast du dir gewünscht, dass du sein Reden hörst zu einer Situation oder Entscheidung. Aber es ist nichts passiert. 

Das Gefühl der Enttäuschung ist da. Aber du hast die Wahl, wie du damit umgehst. Vertraue ihm. Öffne nicht die Türe deines Herzens für Enttäuschungen. Gottes Gedanken sind höher als unsere Gedanken. Er sieht das Ganze und wir nur Stückwerk. Wenn du ihm vertraust, wird er dich führen und leiten und dich versorgen.

Übergib ihm alle deine Enttäuschungen und Verletzungen: „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken“ (Römer 8,28).

Der Feind kann Enttäuschungen und Kränkungen als Köder einsetzen. Er will Enttäuschung, Groll und Zorn in dein Herz säen und sie werden innerlich an dir nagen. Sie werden sich in deinem Leben ausbreiten und du wirst sie nicht mehr loswerden. Der Teufel will dich in die Opferrolle zwingen. Wenn wir diese Rolle annehmen, sind immer andere schuld und wir das Opfer. Aber du bist kein Opfer, sondern du kannst dein Leben gestalten:

„Wenn möglich, soviel an euch ist, lebt mit allen Menschen in Frieden! Rächt euch nicht selbst, Geliebte, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes; denn es steht geschrieben: Mein ist die Rache; ich will vergelten, spricht der Herr.“

Römer 12,19

Verschaffe dir nicht selbst Recht. Überlasse ihm das Urteil. Wenn du deine Kränkung zu Jesus bringst, wird er für dich streiten. Dafür braucht er dein Mandat, damit er für dich eintreten kann. Genauso wie wir bei einem Rechtsstreit einen Rechtsanwalt beauftragen müssen, damit er aktiv wird, erteilen wir Jesus das Mandat – und geben die Angelegenheit damit an ihn ab.

Dritter Weg

Wenn wir verletzt und enttäuscht sind, reagieren wir aus uns selbst heraus auf eine von zwei Arten: mit Angriff oder mit Rückzug. Wir packen unsere Enttäuschung in Wut, zetteln Konflikte an und zahlen es dem anderen heim. Oder wir schlucken unsere Enttäuschung herunter, ziehen uns zurück, bauen Mauern um uns auf und denken: „Ich lass mich nie mehr verletzen!“ Doch die ganze Situation schwelt weiter und verschlimmert sich. 

Jesus hat einen dritten Weg geebnet: den Weg der Vergebung. Der einzige Weg, der frei macht. Indem du die Enttäuschung in Gottes Hände legst, brauchst du dich nicht mehr darum zu kümmern, denn er streitet für dich! 

Du wirst zum Opfer, wenn du an deinem Recht festhältst. Durch die Vergebung schneidest du diese Ketten durch. Nichts anderes, als diesen Menschen zu vergeben, wird dich befreien. Sonst wirst du bis an dein Lebensende daran herumkauen und es kommt immer wieder hoch und wird dir immer wieder diesen Schmerz bringen. 

Vergebung heißt nicht, dass der andere Recht hat. Es geht um das Loslassen dieser Menschen. Diese Menschen müssen mit Gott abmachen, was sie dir angetan haben, aber du bist dann frei von Enttäuschung, Schmerz, Groll und Zorn, weil die Sache in Gottes Hand liegt. So wie Jesus dir vergeben hat, vergib auch du!

Jesus sagt: „Wenn ihr den Menschen ihre Vergehungen vergebt, so wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben; wenn ihr aber den Menschen ihre Vergehungen nicht vergebt, so wird euer Vater auch eure Vergehungen nicht vergeben“ (Matthäus 6,14-15). Wir sollten verstehen, dass beide in einem Zusammenhang stehen: Gottes Vergebung und unsere Vergebung unseren Mitmenschen gegenüber. 

Lass Enttäuschungen und Verletzungen nicht in dein Herz hinein, sondern bringe sie ans Kreuz. Dort kannst du sie abgeben und erkennen, dass Jesus deine Schmerzen und Sorgen bereits getragen hat. Du wirst erfahren, dass du in deinen Enttäuschungen nicht allein bist, sondern von einer Liebe umgeben bist, die keine Grenzen kennst. Behüte dein Herz vor Enttäuschungen. Lasse sie los und öffne dein Herz für den Frieden und die Freude, die Jesus dir schenken möchte.

Isolde Müller, Missionswerk Karlsruhe

Ist der Himmel offen über dir?

Leitfaden – Heilung für deine Seele

Auf 24 Seiten schreiben Daniel und Isolde Müller über die Möglichkeit wunderbarer innerer Heilung, die nur Gott schenken kann.
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