Herrlichkeit im Chaos
Unsere heile Welt ist kaputt gegangen. Wir hatten alles, was man braucht, in Tausenden von Variationen. Wir konnten alles, hatten alles im Griff. So jedenfalls konnte man meinen, wenn man sich umhörte. Und jetzt: Pandemie – oh, wir wissen gar nicht, was zu tun ist. Oh, Krieg – den hatte ich gar nicht auf dem Plan. Oh, Erdbeben in Japan – da war doch so lange Ruhe. Oh, Klimakatastrophe – das wird ja wirklich heftiger. Zu all dem passt, dass unser Freund Francois du Troit aus dem Busch in Südafrika heute auch noch schrieb: „5 Stunden lang Heuschrecken auf meiner Farm“. Chaos, Durcheinander – alles andere als Herrlichkeit?
Buscherfahrungen
Mir kommt da Mose in den Sinn. Mose führte das Volk Israel aus der Gefangenschaft in Ägypten in die „Freiheit“. Doch diese Freiheit lag nicht in der Karibik mit tropischen Früchten, sondern sie führte in ein neues Chaos, das sich Wüste nennt. Zuvor hatte Mose ein Buscherlebnis gehabt. Mitten im Nichts, in der Einöde, brannte ein Busch. Mose sah sich die Sache von Nahem an und aus dem Busch sprach Gott zu ihm: „Ziehe deine Schuhe aus, denn der Ort, auf dem du stehst, ist heiliges Land!“
Gottes Herrlichkeit in der Wüste, im Sand, in der Hitze? Für Gott kein Gegensatz. Seine Gegenwart ist überall zu finden. Und wir alle brauchen ein solches Busch-Herrlichkeits-Erlebnis! Denn ohne eine persönliche Begegnung mit Gott reden wir nur über das, was wir religiös gelernt oder von anderen gehört oder in Büchern gelesen haben. Ohne Busch-Erfahrung haben wir nur die Perspektive, wie sie auch die Welt hat. Wer aber Gottes Gegenwart erlebt, bekommt eine neue Sicht auf die Dinge: eine Herrlichkeits-Perspektive, die begreifen lässt, was wirklich zählt.
Drei Bergtouren
Mose hatte einen unendlichen Hunger danach, mehr mit Gott zu erleben. Er wusste: Es gibt noch mehr, er hatte noch nicht alles gesehen. Hast auch du so einen Hunger?
Mose unternahm drei Bergtouren, die ich hier etwas genauer betrachten möchte. Die zweite dauerte 40 Tage. Er traf einige Vorkehrungen für die Israeliten, die unten warteten und ihm nachblickten, als er sich auf den Weg machte. Im 2. Buch Mose lesen wir:
„Als Mose hinaufstieg, kam die Herrlichkeit des Herrn in einer dichten Wolke auf den Berg Sinai herab. Sechs Tage lang bedeckte sie den Berg. Am siebten Tag rief der Herr aus der Wolke Mose zu sich. Die Herrlichkeit des Herrn auf dem Berg erschien den Israeliten wie ein loderndes Feuer. Mose aber ging weiter hinauf zum Gipfel, mitten in die Wolke hinein. Vierzig Tage und Nächte blieb er dort.“
2. Mose 24,16-18
Die Israeliten im Tal schauten zu, während Mose auf dem Berg immer höher in die Herrlichkeit hineinging. Wieder erlebte Mose eine Begegnung mit Gott. Im Tal wartete auch Moses Bruder Aaron auf seine Rückkehr. Statt der Herrlichkeit wandte er sich auf Drängen des Volkes dem Götzendienst zu: Er sammelte bei den Israeliten Schmuck ein und fertigte daraus ein goldenes Kalb an und errichtete davor einen Altar. Die Israeliten brachten darauf Opfer dar und feierten ein ausschweifendes Fest. Damit zogen sie Gottes Zorn auf sich.
Unser Kalb
Man könnte sagen, in der Pandemie bauten Christen ihr goldenes Kalb: Mit Teilen von Bibelstellen, Auslegungen von Menschen, Stellungnahmen von YouTube, einem religiösen Lebensstil und ihrem „Ich weiß es besser!“ bauten sie ein goldenes Kalb. Die Impfgegner wie auch die Impfbefürworter haben sich schuldig gemacht. Herrlichkeit ging von diesen zwei goldenen Kälbern nicht aus. Was war vielmehr die Frucht? Spaltung!
Die erlebbare Herrlichkeit aber war auch während der Pandemie nicht schwächer für diejenigen, die eine Sehnsucht danach hatten.
Während sich das Volk im Tal um seine eigene Wahrheit kümmerte, gab Gott Mose auf dem Berg Anweisungen für den Bau und den Gebrauch der Stiftshütte, den zukünftigen Wohnort der Herrlichkeit. Nach Tod und Auferstehung Jesu und der Ausgießung des Geistes wohnt sie in einem jeden Christen. Ob du dich um die Herrlichkeit kümmerst oder mit am goldenen Kalb baust, ist deine eigene Entscheidung!
Verlangen im Chaos
Wir lesen von der dritten Bergtour, die in 2. Mose 34 beschrieben wird. Frühmorgens machte sich Mose auf den Weg und wieder begegnete ihm Gott, gab ihm Anweisungen und die Zehn Gebote:
„Als Mose mit den beiden Tafeln in der Hand vom Berg Sinai herabstieg, lag ein Glanz auf seinem Gesicht, denn er hatte mit dem Herrn gesprochen.“
2. Mose 34,29
Bei Aaron strahlte das Kalb: „Ich!“ Bei Mose strahlte das Gesicht. Aaron liebte menschliche Bestätigung, Mose hingegen liebte Gottes Gegenwart. Aaron machte ein menschliches Kunstwerk. Mose brachte ein göttliches Meisterwerk: die Zehn Gebote.
An der Seite seines Bruders hatte Aaron all die Jahre genau dasselbe erlebt wie Mose. Es war seine Entscheidung, nicht die Herrlichkeit zu erleben, sondern ein goldenes Kalb zu bauen. Mose dagegen konnte gar nicht genug bekommen von der Herrlichkeit. So sagte er zu Gott:
„Wenn du nun wirklich mit mir bist, dann lass mich deine Pläne erkennen.“
2. Mose 33,13
Aaron war von sich selbst überzeugt: „Ich weiß, wie es geht!“ Doch Mose bat Gott: „Lass mich dich in deine Herrlichkeit sehen“ (2. Mose 33,18). Gott schenkte Mose im Chaos der Wüstenwanderung seine Lösungen und Wunder: den brennenden Busch, die Wolken- und die Feuersäule, die das Volk führte, das Rote Meer, das sich teilte, Manna vom Himmel und Wasser aus dem Felsen zur Versorgung ... Und trotzdem konnte Mose nicht genug von Gottes Gegenwart bekommen: „Lass mich deine Herrlichkeit sehen!“
Du siehst das große Chaos, das der Feind in der Welt um dich herum anrichtet. Hast du Verlangen nach Gottes Herrlichkeit – gerade in dieser Zeit? Sagst du: „Herr ich möchte mehr!“? Sei kein christlicher Kirchentourist. Sei ein Freund meines Herrn. Du hast vielleicht schon viel gesehen, aber es gibt mehr. Bei Gott ist so viel mehr, gerade jetzt!
Gott schreibt heute nicht mehr auf steinerne Tafeln, sondern in dein Herz. Der brennende Busch ist in dir – als Zeugnis für diese Welt.
Veränderung
Paulus beschreibt es eindrücklich in 2. Korinther 3:
„Ihr selbst seid doch der beste Empfehlungsbrief für uns. Er ist in unser Herz geschrieben und kann von allen gelesen werden. Jeder weiß, dass ihr selbst ein Brief Christi seid, den wir in seinem Auftrag geschrieben haben; nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes; nicht auf steinerne Gesetzestafeln wie bei Mose, sondern in menschliche Herzen. (…) Schon das Gesetz, das in Stein gehauen war und den Tod brachte, ließ etwas von Gottes Herrlichkeit erkennen. Nachdem Gott Mose das Gesetz gegeben hatte, lag da nicht ein Glanz auf Moses Gesicht – so stark, dass die Israeliten es nicht ertragen konnten? Doch wie schnell war dieser Glanz erloschen! (…) Wir alle aber stehen mit unverhülltem Gesicht vor Gott und spiegeln seine Herrlichkeit wider. Der Herr verändert uns durch seinen Geist, damit wir ihm immer ähnlicher werden und immer mehr Anteil an seiner Herrlichkeit bekommen.“
Verse 2-3.7.18
Die Herrlichkeit in dir ist eine größere, als die auf Moses Gesicht! Kann sie aus dir herausstrahlen in dieser Zeit? Sieht die Welt in dir den Unterschied inmitten von diesem Chaos? Hast du jetzt, da so viel unbegreifliches Leid geschieht, Verlangen nach der Herrlichkeit Gottes in dir? Egal, was du bisher schon erlebt hast: Da ist noch viel mehr bei Gott!
Daniel Müller, Missionswerk Karlsruhe