Sind deine Werke Gold oder Stroh?

Ob wir unseren Gefühlen oder dem Geist mehr Gewicht in unserem Leben geben, hat am Ende große Auswirkungen, sagt die Bibel.

Bildlich gesprochen wird Gottes Wort mit einem Schwert verglichen. Hebräer 4,12 beschreibt es als „zweischneidiges“, also beidseitig geschliffenes Schwert: „Das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und durchdringend bis zur Scheidung von Seele und Geist, sowohl der Gelenke als auch des Markes, und ein Richter der Gedanken und Gesinnungen des Herzens.“ Gottes Wort ist nicht bloß ein Buch, sondern eine wirkende Macht. Es dringt bis in unser Innerstes, „bis zur Scheidung von Seele und Geist“. Es trennt Seele und Geist voneinander. Aber warum? Warum sollen Seele und Geist getrennt sein?

Tatsächlich lehrt die Bibel, dass wir aus einer Einheit von Geist, Seele und Leib bestehen. So schreibt etwa Paulus:

„Euer ganzer Geist und Seele und Leib möge untadelig bewahrt werden.“

1. Thessalonicher 5,23

Genauso wie der Körper gehören auch Seele und Geist beide zu uns. Aber sie sind klar zu unterscheiden:

Die Seele ist unsere Persönlichkeit, unser Charakter, unser Ich. Zu ihr gehören unsere Gefühle, Emotionen und unsere Fähigkeit, nachzudenken und Entscheidungen zu treffen.

Der Geist ermöglicht unsere Beziehung zu Gott und beheimatet den Heiligen Geist.

Wenn wir uns Gott zuwenden und ihm unser Leben ausliefern, wohnt Gottes Geist in unserem Geist, nicht in unserer Seele. In manchen Übersetzungen heißt es, das Schwert scheide „Mark und Bein“. Dieses Bild bedeutet: Im Knochenmark ist das Leben, es produziert die Blutkörperchen und somit unser Blut. Der Knochen selber aber hat kein Leben, er wird gespeist von Blutadern von außen. Wir sehen hier deutlich den Unterschied: Das eine ist Leben, das andere in sich selbst tot. Weiter heißt es: „das Wort Gottes ... ein Richter der Gedanken und Gesinnungen des Herzens“. Gedanken kommen aus unserem Verstand, Gesinnungen des Herzens aus unserem Geist. Wir sehen deutlich den Gegensatz. Bei jedem dieser Beispiele haben wir diese beiden Auswirkungen: geistlich oder seelisch, lebendig oder tot. Warum ist das wichtig?

Wer hat die Regie?

Wenn wir als geistliche Menschen leben, machen wir uns bewusst von Gott abhängig und lassen uns führen vom Heiligen Geist. Wir entscheiden nicht mehr einfach nach unseren Gefühlen, Stimmungen und Überlegungen. Geben wir unserer Seele mehr Raum in unserem Leben als unserem Geist, hat Gottes Geist nicht die Herrschaft in unserem Leben. Leicht passiert es dann auch, dass unsere Gefühle mit uns durchgehen. Wir sagen oder tun Dinge, die wir hinterher bereuen. Wünschen wir uns nicht Güte, Liebe, Treue, Geduld, Frieden, Freundlichkeit, Selbstbeherrschung in unserem Leben? Das sind Früchte des Geistes und nicht Früchte der Seele, so lesen wir es in Galater 5,22 -23. Sie wachsen in unserem Geist, wenn der Heilige Geist in unserem Leben herrscht.

Leider konzentrieren sich auch viele Christen auf ihr Seelenleben, auf ihr eigenes Ich. Sie haben den Geist empfangen, aber leben nicht im Geist. Viele Christen täuschen sich selbst: Sie denken, weil sie den Geist einmal empfangen haben, seien sie nun geistli- che Menschen. Wenn sie aber auf sich selbst fokussiert bleiben, wenn sich ihr Leben um ihr eigenes Ich dreht, dann leben sie nicht im Geist. Genauso ist es Selbstbetrug zu meinen, wenn wir bloß christliches Wissen in unserem Kopf anhäufen, wären wir geistlich. Aber das Wissen in unserer Seele nützt wenig, wenn wir es nicht umsetzen, wenn wir es nicht in Taten verwandeln.

Sogar Jesus

Jesus führte ein perfektes geistliches Leben. Selbst als sein Tod drohend bevorstand, sagte er zum Vater:

„Nicht mein, sondern dein Wille geschehe!“

Lukas 22,42

Er war Mensch und musste genauso widerstehen wie wir. In Matthäus 4 lesen wir eindrücklich, wie der Teufel ihn auf der seelischen Ebene erwischen wollte. Als Jesus nach 40 Tagen Fasten in der Wüste hungrig und geschwächt war, sagte der Teufel: „Jesus, verwandle doch diese Steine zu Brot. Du kannst das doch!“ Er forderte ihn heraus, eine seelische Entscheidung zu treffen und seine Salbung zum Erlöser für sich selbst zu verwenden. Doch Jesus blieb standhaft in seinem geistlichen Leben und tat, was der Vater sagte.

Anschließend lesen wir, dass der Teufel ihn auf die Zinne des Tempels stellte. Und er wollte ihm einreden: Wie spektakulär wäre es, wenn Engel ihn auffangen würden? Damit bekäme er die Aufmerksamkeit überhaupt! Wieder stand Jesus vor der Entscheidung zwischen Seele und Geist, zwischen Ego und Treue zu seinem Vater. Doch wir wissen: Jesus widerstand!

Zu guter Letzt bot der Teufel ihm „alle Reiche der Welt“. Unter der Bedingung, dass Jesus vor ihm niederfiel und ihn anbetete. Welche Verlockung! Alles besitzen, unabhängig sein. Aber – es hätte Jesus alles gekostet und er machte eine klare Ansage: „Scher dich fort, Satan!“ Hier sehen wir deutlich die Trennung zwischen geistlich und seelisch und was uns die Entscheidung kosten kann. Hätte Jesus mit seiner Seele und seinem Ich entschieden oder seinen Emotionen, gäbe es keine Erlösung, für niemanden! Jesus musste diesen Test bestehen, bevor sein Dienst anfangen konnte. Danach begannen die Wunder, weil er nach dem Geist lebte.

Wichtige Materialqualität

Auch wenn wir nach unserem Verstand, unserem Willen und unseren Gefühlen leben, können wir viel Gutes tun. Es ist nicht alles schlecht, was unserer Seele entspringt. Doch nur ein guter Mensch zu sein, genügt nicht.

Lass uns dazu einen Bibeltext anschauen. Er steht in einem der Briefe, die Paulus an die Gemeinde in Korinth schrieb. Paulus erinnert die Gemeinde, die er selbst gegründet hat, daran, wer ihr Fundament ist: niemand anderes als Jesus Christus. Dann entwickelt er das Bild vom Hausbau weiter:

„Wenn aber jemand auf den Grund Gold, Silber, kostbare Steine, Holz, Heu, Stroh baut, so wird das Werk eines jeden offenbar werden, denn der Tag wird es klarmachen, weil er in Feuer geoffenbart wird. Und wie das Werk eines jeden beschaffen ist, wird das Feuer erweisen. Wenn jemandes Werk bleiben wird, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen; wenn jemandes Werk verbrennen wird, so wird er Schaden leiden, er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer.“

1. Korinther 3,11-15

Paulus nennt zwei Kategorien von Baumaterialien: Gold, Silber und Edelsteine stehen für wertvolle und bleibende Werke, die im Einklang mit Gottes Willen und seinem Geist geschehen. Geistliche Taten haben Ewigkeitswert. Sie werden im Feuer bestehen können.

Holz, Heu und Stroh hingegen stehen für vergängliche Taten, die nicht Gottes Willen entsprechen, sondern allein seelisch sind. Taten, die dem Geistlichen widersprechen – und seien sie noch so gut gemeint und sehen sie noch so gut aus, haben vor Gott am Ende keinen Bestand.

Paulus macht deutlich: Obwohl einige Taten der Gläubigen in dieser Prüfung verloren gehen mögen, wird der Gläubige selbst gerettet sein. Denn gerettet werden wir nicht aufgrund unserer Taten, sondern weil Jesus Christus das Fundament unseres Lebens ist. Aber Paulus will uns in diesem Abschnitt daran erinnern, dass unser geistliches Leben Konsequenzen hat.

Welche Qualität hat dein Material? Baust du in deinem Leben mit Gold, Silber und Edelsteinen? Setzt du auf Entscheidungen mit Ewigkeitswert? Lebst du aus dem Geist? Oder lebst du seelisch und baust mit Holz, Heu und Stroh? Entscheidest du nach deinen Gefühlen, Stimmungen oder wie es dein menschlicher Verstand dir sagt?

Lass dir deinen Lohn im Himmel nicht entgehen! Gib dem Geist Raum in deinem Leben, lass dich von ihm leiten und verändern, damit dein Lebenshaus am Ende standhält und seine Frucht wachsen kann:

„Folgen wir aber dem, was Gottes Geist will, so bringt das Frieden und Leben.“

Römer 8,6

Isolde Müller, Missionswerk Karlsruhe

Ähnliche Beiträge

Schau dir auch unsere weiteren Beiträge zu diesem oder einem verwandten Thema an.
cross