Der Triumph der Freiheit

Daniel Müller erklärt dir, was du aus der Befreiung von Paulus und Silas in Philippi lernen kannst.

Anfang April wurden Isolde und ich von unserem Reisebüro eingeladen, uns in Griechenland die Orte anzuschauen, an denen Paulus gelebt und gewirkt hat. Unsere Erwartungen waren gar nicht so groß, als wir die Reise antraten. Als wir dann aber Korinth besichtigten und erklärt bekamen, wie die Bibeltexte mit der damaligen Kultur und der geographischen Lage zusammenhängen, waren wir hellauf begeistert. Die griechischen Reiseleiter lasen uns die Inschriften der Ausgrabungen vor. An einer Stelle war beispielsweise zu lesen: „Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ 

Lebendiges Christentum 

Paulus kam in ein Land, das für alles seine Götter hatte. Er verkündete Jesus und das Evangelium und bis heute, 2000 Jahre später, hat der christliche Glauben Auswirkungen – nicht nur in Griechenland, sondern über Europa hinaus. Heute gehören in Griechenland 97 Prozent der Bevölkerung dem christlichen Glauben an. Meist sind sie griechisch-orthodox, aber wir sahen beispielsweise auch Pfingstgemeinden. Zum Vergleich: In Deutschland leben 54 Prozent Lohnsteuerkarten-Christen und in Israel sind es nur 2 Prozent Christen (gegenüber 74 Prozent Juden).

Wir besuchten auch den Areopag in Athen, von dem in Apostelgeschichte 17 die Rede ist. Paulus hielt hier eine berühmte Predigt und schlug die Brücke von einem „unbekannten Gott“, für den er einen Altar gesehen hatte, zu dem Schöpfer, der Jesus von den Toten auferweckt hatte und die Erde richten würde. Auch die Städte Thessaloniki und Beröa (heute Veria), in denen Paulus war, fanden wir sehr beeindruckend. Zudem ist Griechenland zum großen Teil von einer herrlichen hügeligen Landschaft geprägt. 

Das Orakel von Delphi

Der Abschluss unserer Reise war Philippi, das zur Zeit von Paulus und Silas geschätzte  20.000 Einwohner hatte. Dort fand die erste europäische Glaubenstaufe statt: Die Purpurhändlerin Lydia kam nach einer Predigt von Paulus zum Glauben und ließ sich taufen. In Philippi gibt es enorm viele Ausgrabungen, darunter auch das Gefängnis, in das Paulus und Silas geworfen wurden.

Paulus und Silas hatten volle Kanne das Evangelium verbreitet. Wenn man in Philippi das gut erhaltene Theater sieht und auf der damaligen ausgegrabenen Hauptstraße geht, kann man sich gut die herausfordernde Situation vorstellen, in der Paulus und Silas waren, als sie einem Volk von Jesus erzählten, das fast zu hundert Prozent ihren eigenen Göttern diente. 

Um die Gefängnisgeschichte besser zu verstehen, hilft es, ein Detail zu kennen. Es betrifft das Orakel von Delphi, von dem fast jeder schon gehört hat und das als Zentrum der Wahrsagerei über tausend Jahre lang aktiv war und beträchtlichen Einfluss auf die antike griechische Kultur und Politik hatte. Die Wahrsagerin, Pythia genannt, fungierte als Medium und gab die Botschaften des Gottes Apollo weiter. Gase, die durch die von Erdbeben verursachten Erdspalten austraten, benebelten sie, während sie ihre Botschaften verkündete. Bis heute gibt es in Griechenland fast täglich Erdbeben, weil hier zwei große Platten der Erdkruste aufeinandertreffen. Meist sind die Erschütterungen allerdings nur für Messgeräte spürbar. 

Aus genau dieser Orakelstätte von Delphi stammte die Sklavin, die Paulus und Silas mehrere Tage lang hinterherlief, während sie das Evangelium verbreiteten. Sie schrie dabei: „Diese Männer sind Diener des höchsten Gottes und zeigen euch, wie ihr gerettet werden könnt!“ Das war zwar die Wahrheit – aber es war ein Dämon in ihr und Paulus trieb ihn aus. 

Befreiendes Erdbeben

Die Besitzer der Sklavin hatten mit dieser Wahrsagerin in Philippi viel Geld verdient. Das war nun vorbei und die ganze Stadt geriet darüber in Aufruhr. Paulus und Silas wurden misshandelt und in der sichersten Zelle im Gefängnis in Ketten gelegt. Dann folgt dieser bekannte Bibelabschnitt:

„Gegen Mitternacht beteten Paulus und Silas. Sie lobten Gott mit Liedern, und die übrigen Gefangenen hörten ihnen zu. Plötzlich bebte die Erde so heftig, dass das ganze Gefängnis bis in die Grundmauern erschüttert wurde; alle Türen sprangen auf, und die Ketten der Gefangenen fielen ab.“

Apostelgeschichte 16,25-26)

Diese mächtigen Verse erzählen von einem göttlichen Eingreifen, das die Ketten der Gefangenschaft zerbrach und die Pforten der Freiheit öffnete. Durch ihren unerschütterlichen Glauben und ihre Hingabe an Gott erlebten Paulus und Silas die unermessliche Gnade Gottes in Form eines befreienden Erdbebens.

Jammerst du in deiner Situation? Oder jubelst du darüber, was Gott kann? Gott gebrauchte ein Erdbeben, um das Wunder zu tun. Wir werden hier erinnert an Jericho, wo die Stadtmauern fielen, nachdem die Israeliten die Stadt sieben Tage umrundet hatten und dabei ihre Hörner bliesen. Der Lobpreis von Paulus und Silas sowie das Hörnerblasen der Israeliten war ein Glaubensakt der Menschen – woraufhin Gott auch hier etwas zum Einstürzen brachte, um das Wunder zu tun. 

Während in Delphi Menschen gefangen genommen wurden durch die Folgen von Erdbeben und Botschaften der Pythia, erlebten gleichzeitig Paulus und Silas in Philippi ebenfalls durch ein Erdbeben ihre Befreiung aus dem Gefängnis! Brauchst du auch ein befreiendes Erdbeben? Genau dieselben Situationen, die die Welt ins Unglück führen, könnten dir zur Lösung werden! Die Wunder der Bibel geschahen nicht zu Zeiten, als alles super lief, sondern in Zeiten wie heute, als es keine Aussicht auf eine Lösung gab.

Grab ohne Tür

Paulus und Silas wurden durch das Öffnen der Gefängnistore befreit. Heute laufen Menschen freiwillig in Gebundenheiten. Sünde ist zum alltäglichen Lebensstil geworden. Doch es gibt eine Parallele zu Jesus: Das Grab Jesu hat keine Tür mehr! Jesus hat für die Sünde bezahlt und die Ketten gesprengt. Die Befreiung von Sünden, Problemen oder Krankheit ist möglich. In Matthäus 27,51 lesen wir, als Jesus starb „erbebte die Erde und die Felsen zerbarsten“.

Dein Erdbeben hat stattgefunden – geh in die Freiheit! Es ist deine Entscheidung, ob du gefangen bleibst oder in die Freiheit gehst. 

Fange an dich zu freuen und Gott zu danken – beginne mit Lobpreis wie Paulus und Silas. Bei Gott ist nichts unmöglich! Ihre Geschichte erinnert uns daran, dass die Macht des Glaubens keine Grenzen kennt und dass selbst in den düstersten Momenten ein Wunder geschehen kann.

Diese Geschichte ist nicht nur eine historische Begebenheit, sondern eine zeitlose Erinnerung an die unermessliche Gnade Gottes. Sie ermutigt uns, auch in den schwierigsten Situationen standhaft zu bleiben und unser Vertrauen auf Gott zu setzen. Denn selbst in den dunkelsten Gefängnissen unseres Lebens kann das Licht der Hoffnung durchbrechen und uns in die Freiheit führen.

Mögen wir uns an die Geschichte von Paulus und Silas erinnern und uns von ihrem beispiellosen Glauben inspirieren lassen. Möge ihr Sieg uns daran erinnern, dass in Gott nichts unmöglich ist und dass seine Liebe und Gnade uns immer befreien können – selbst in den tiefsten Tälern unserer Existenz.

Daniel Müller, Missionswerk Karlsruhe

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