Wie Stürme zu Chancen werden

Bist du bereit, die Adler-Perspektive einzunehmen?

 

»Alle, die auf den Herrn hoffen, bekommen neue Kraft. Sie schwingen sich nach oben wie die Adler. Sie laufen schnell, ohne zu ermüden. Sie gehen und werden nicht matt.«

–Jesaja 40,31

Wusstest du, dass der Adler in der Bibel je nach Übersetzung 30- bis 35-mal vorkommt? Das ist kein Zufall. Manche Arten haben eine Flügelspannweite von bis zu 2,50 Meter. Damit gehören sie nicht nur zu den größten Greifvögeln, sondern können auch lange Strecken zurücklegen, oft in großer Höhe und bei starken Winden. Auch in der Bibel gelten Adler daher als Symbole für Stärke und Freiheit. Zudem zeichnet sie ihre Weitsicht aus. Mit ihren sprichwörtlichen „Adleraugen“ können sie etwa vier- bis achtmal besser gucken als wir Menschen und Beute aus großer Höhe erkennen.

Stark wie ein Adler

In den Psalmen, in Jesaja und Hesekiel ist der Adler besonders präsent. Immer wieder lesen wir von ihm als Symbol dafür, wie Gott neue Kraft schenkt. Jesaja 40,31 spricht davon, dass alle, die ihre Hoffnung auf Gott setzen neue Kraft bekommen: „Sie schwingen sich nach oben wie die Adler. Sie laufen schnell, ohne zu ermüden. Sie gehen und werden nicht matt.“

Ein ganz ähnliches Bild malt Psalm 103,5: „Mein Leben lang gibt er mir Gutes im Überfluss, er macht mich wieder jung und stark wie ein Adler.“ Wenn wir einen Adler durch die Luft gleiten sehen, dürfen wir uns daran erinnern: Wer auf Gott vertraut, wird erneuert, wer seine Nähe sucht, wird beschenkt und erfrischt.

Herausgefordert

Wie andere Vögel werden Adlerjunge nach dem Schlüpfen beschützt, versorgt und gefüttert. Anfangs bringen die Eltern das Futter ins Nest. Aber nach etwa acht bis zwölf Wochen werden die Jungen flügge und die Eltern warten außerhalb des Nests mit der Beute, sodass die Jungen das Nest verlassen müssen. Mit leichten Flügelschlägen und durch Anstupsen bringen die Eltern sie dazu, erste Sprünge zu wagen.

Dann geschieht es: Angst. Piepsen. Todesangst. Der junge Adler stürzt, versucht zu fliegen – es funktioniert noch nicht sicher. Die Muskulatur muss erst noch trainiert werden. Aber immer sind die Eltern da, fliegen unter oder neben ihm, lenken es durch Nähe und Präsenz und stehen bereit, damit das Junge nicht abstürzt. So lernt der Jungadler fliegen. Ohne diese Erfahrung würde er als alter Vogel immer noch im Nest sitzen und auf Futter warten. Er würde nie selbstständig werden, nie fliegen, nie eine Familie gründen.

Doch das Verlassen des Nestes ist für das Junge ein echter Stressmoment. Die neue Erfahrung in der Luft ist wie ein Sturm, der um ihn tost, in dem er kaum Orientierung hat. Erkennst du dich darin wieder? Du verlässt die Komfortzone, der Boden kommt näher, du hast Angst. Und doch: So lernst du fliegen. Wir lesen davon in 5. Mose 32,11-12: „Er ging mit ihnen um wie ein Adler, der seine Jungen fliegen lehrt: Er scheucht sie aus dem Nest, begleitet ihren Flug, und wenn sie fallen, ist er da, er breitet seine Schwingen unter ihnen aus und fängt sie auf. So hat der Herr sein Volk geführt, der Herr allein, kein anderer Gott.“

Gott fordert sich manchmal heraus, Schritte zu wagen, die dir Angst machen. Doch gleichzeitig verspricht er, bei dir zu sein – und dich aufzufangen, manchmal im letzten Moment. Du darfst wissen: Du bist niemals allein, auch nicht, wenn sich das Leben nach Sturm anfühlt. Selbst wenn du strauchelst, trägt dich seine Kraft, und er führt dich deinen Weg.

Im Gegenwind

Adler haben eine beeindruckende Fähigkeit: Sie können gegen den Sturm fliegen. Sie nutzen Aufwinde und Turbulenzen, um Höhe zu gewinnen, und können ihre Flügel so ausrichten, dass sie auch starke Böen optimal nutzen. Wenn ein Sturm aufzieht, flieht der Adler nicht – er fliegt hinein. Dabei kann er große Höhen erreichen: Er durchstößt die turbulente Zone und steigt in Höhen, in denen die Luft ruhiger ist. Steinadler wurden in Höhen von bis zu 7.500 Metern beobachtet – über den Gipfeln des Himalayas!

»Wenn ein Sturm aufzieht, flieht der Adler nicht – er fliegt hinein.«

Junge Adler nutzen Stürme, um ihre Flugtechnik zu verbessern, die Muskeln zu stärken und Kraft aufzubauen. Dabei lernen sie, ihre großen Flügel zu kontrollieren und optimal einzusetzen – und das bis Windstärke 7. Stürme sind ein echtes Jungadler-Training!

So wie junge Adler die Stürme brauchen, um ihre Flügelkraft zu entwickeln, gebraucht Gott auch in unserem Leben schwierige Zeiten, um uns geistlich zu stärken. Probleme, die uns überwältigen wollen, können uns helfen, tiefer zu vertrauen und in unserem Glauben Flügel zu bekommen.

Im Sturm zu sein, ist anstrengend. Gegenwind mag niemand gern. Doch wer auf Gott vertraut, entdeckt: Selbst Widerstand und Gegenwind können zum Aufwind werden, der uns näher zu ihm bringt und uns höher trägt, als wir aus eigener Kraft je gekommen wären. In Jakobus 1,2-3 lesen wir: „Betrachtet es als besonderen Grund zur Freude, wenn euer Glaube immer wieder hart auf die Probe gestellt wird. Ihr wisst doch, dass er durch solche Bewährungsproben fest und unerschütterlich wird.“

»Mit Gott werden aus deinen Stürmen Aufwinde, die dich höher tragen.«

Oft sind wir versucht, vorschnell aufzugeben – im Leben wie im Glauben: Wir wechseln die Kirche, reichen die Scheidung ein, ziehen uns von Gott oder Menschen zurück … Die Perspektive des Adlers ist eine andere: Er schaut den Herausforderungen in die Augen. Lerne von ihm: Wenn du in Stürmen, Problemen und Herausforderungen steckst, dann bleibe im Gebet. Stell dich dem Sturm wie ein Adler. Gib nicht auf, bleib standhaft und sieh diese Zeit als Chance, im Sturm zu wachsen.

Jetzt du

Nimm dir doch einen Moment und schreib dir auf:

- Was hat Gott in bisherigen Stürmen schon in dir hervorgebracht?

- Wo hat er dich befreit und getragen?

- Was durftest du lernen?

Diese Fragen öffnen den Blick für das, wie Gott schon in deinen Stürmen gewirkt hat. Danke ihm dafür. Frage dich weiter:

- Welchen Sturm erlebst du jetzt?

- Was wünschst du dir in dieser Situation von Gott?

Bringe deine Bitten zu ihm. Bitte ihn um seine Perspektive: „Vater, zeig mir, wie du diese Situation gebrauchen willst, um mich zu stärken.“ Sprich ihm laut dein Vertrauen aus: „Vater, ich vertraue dir auch in diesem Sturm.“ Lass dich von diesem Vers ermutigen: „Der Herr selbst wird für euch kämpfen, wartet ihr nur ruhig ab!“ (2. Mose 14,14). Halte eine Weile still, ohne etwas zu sagen, höre auf ihn und erwarte, dass er dir Frieden schenkt.

Stürme sind nicht das Ende unseres Weges – sie sind Gelegenheiten. Mit Gottes Nähe, dem Mut des Adlers und der Treue des Herrn werden aus deinen Stürmen Aufwinde, die dich höher tragen. Heb die Schwingen – du bist zum Fliegen geschaffen.

Rahel Selg, Lobpreispastorin im Missionswerk Karlsruhe

Die Predigt kannst du dir auch online ansehen!

Anschauen

Ähnliche Beiträge

Schau dir auch unsere weiteren Beiträge zu diesem oder einem verwandten Thema an.
cross