Außerhalb der Gewohnheit

Leicht werden Gebet und Gottesdienst zur reinen Routine. Doch Daniel Müller ist überzeugt es lohnt sich, die Kraft zu entdecken, die in unserer Hingabe an Jesus steckt.

Zähneputzen, Mittagessen, Tagesschau – unser Leben wird von vielen Gewohnheiten bestimmt. Auch manche persönlichen Eigenheiten sind uns zur unbewussten Gewohnheit geworden. Durch verschiedene Situationen und Herausforderungen unseres Lebens haben wir sie uns angeeignet. Und sie sind oft praktisch. Denn Gewohnheiten sind das, was uns nach mehrmaliger Ausübung bei geringem Aufwand und Nachdenken den meisten Nutzen bringt. Darin liegt auch der Reiz für alle, die an Lotterien teilnehmen: geringer Aufwand und erhoffter hoher Nutzen. 
Deshalb ist es kein Wunder, dass auch Gottesdienstbesuche und Anbetung oft zur Gewohnheit geworden sind. Schön, wenn sie selbstverständlich zu unserem Leben gehören. Problematisch wird es, wenn wir nur noch mechanisch – eben „aus Gewohnheit“ – am Gottesdienst teilnehmen oder wir in der Anbetung nur noch unseren Nutzen oder Unterhaltung suchen, statt in erster Linie Gott darin zu begegnen.

Zielverfehlung

Jesus war zur Dinner-Party eingeladen bei einem Pharisäer. Dessen Zunft stand damals für das strenge Einhalten religiöser Gewohnheiten und Gesetze. In diesen – von religiösen Gewohnheiten geprägten – Haushalt kam während des Abendessens eine Prostituierte. Das war der Gipfel der Sünde in einer scheinbar so korrekten Umgebung! 
Das Wort „Sünde“ ist in der heutigen Zeit selbst in Gottesdiensten unpopulär. Aber nur weil ich zum Beispiel nicht von Hochspannung rede, bleibt Hochspannung dennoch lebensgefährlich. 
Was aber ist Sünde eigentlich? Das griechische Wort bedeutet „Zielverfehlung“. Sünde meint, wir schießen an unserem Lebensziel vorbei. Wir Menschen sollen als Gottes Ebenbilder in allem sein Wesen und seine Liebe reflektieren. Doch dieses Ziel erreichen wir nicht. Auch Lüge, Hass und Missgunst sind Sünden. Sie haben nur keinen so schlechten Ruf wie Prostitution. Gott unterscheidet aber nicht nach der Art der Sünde. Sündlos zu leben, schafft keiner von uns:

„Es gibt keinen, der ohne Sünde ist.“ Römer 3,12

 
Kein Mensch kann vor Gott als gerecht bestehen. Deshalb brauchen wir Jesus, der die Strafe der Sünde trägt und uns von ihr befreit.

Mutige Frau

In den korrekten, religiös und von Gewohnheiten geprägten Haushalt des Pharisäers platzte nun also eine Prostituierte. Sie hatte ein Parfümgefäß aus Alabaster dabei, dessen Inhalt dem Wert eines Jahresgehaltes entsprach. Sie kniete sich vor Jesus nieder und weinte so heftig, dass Jesu Füße nass wurden. Diese trocknete sie mit ihren Haaren und goss anschließend das gesamte, kostbare Parfüm über seine Füße. Der Pharisäer hatte das alles beobachtet und dachte:

„Wenn dieser Mann wirklich ein Prophet wäre, müsste er doch wissen, was für eine Frau ihn da berührt. Sie ist schließlich eine stadtbekannte Hure!“ Lukas 7,39

 
 
Statt sich zu freuen, dass eine Sünderin von Jesus Vergebung bekommen hatte, war der Pharisäer sauer, weil solche Menschen in seinen Augen nur Verachtung verdienten. Wir sehen hier den Unterschied zwischen religiöser Gesetzmäßigkeit und der vergebenden Liebe von Jesus! Oft lesen wir in der Bibel, dass die Pharisäer in der ersten Reihe standen, wenn Jesus wirkte. Aber nicht um sich zu freuen, dass Ungläubige seine Liebe erlebten, sondern nur um zu verurteilen und zu richten. Sie suchten nicht die wahre Anbetung, sondern wahrten ihren Status als Pharisäer. 
Jesus hat das Herz und die Handlung der Frau zutiefst bewegt. Es flossen Vergebung und Gottes Liebe zu ihr zurück. Niemand dachte, dass diese Handlung in diesem Moment richtig war. Doch Jesus war bewegt, weil er wusste, was diese Handlung sie kostete und wie sehr sie sich Reinheit und Vergebung wünschte.
Was sie tat, war freiwillig und kostete sie einen hohen Preis. Für sie war es das Mittel der höchsten Wertschätzung Jesus gegenüber. Sie wollte nicht für ihre Sünden bezahlen, sondern ausdrücken, wie es in ihrem Herzen aussah. Sie wusste, wie die Leute dachten und trotzdem brachte sie ihr Leben und alles, was sie hatte. Nicht weil sie es tun musste, sondern weil sie es wollte! Wir beobachten hier eine der schönsten Anbetungshandlungen der Bibel überhaupt. Von so manchem großartigen Menschen, der zu jener Zeit lebte, lesen wir gar nichts in der Bibel. Aber von der Anbetungshaltung und dem dankbaren Opfer dieser Frau, der so viel vergeben worden war, sollte jeder erfahren. Jesus erklärte dem Pharisäer:

„Überall in der Welt, wo Gottes rettende Botschaft verkündet wird, wird man auch von dieser Frau sprechen und von dem, was sie getan hat.“ Matthäus 26,13

 

Wie begegnest du Jesus?

Was betest du an: den Lobpreis selbst? Die Form des Gottesdienstes? Einen prominenten Leiter? Wahre Anbetung wird nicht durch die Musik oder Form mächtiger. Sie hat nichts damit zu tun, ob der Lobpreis modern oder altmodisch klingt und wer ihn leitet. 
Diese Frau hat alles gegeben, um das Herz des einen zu gewinnen, den sie anbetete. Sie war so erfüllt von Sehnsucht zu Jesus, dass ihr die religiösen Normen egal waren. Getrieben von Wertschätzung war ihr kein Aufwand zu groß, um Jesus ihre Liebe und Dankbarkeit zu zeigen. 
Anbetung ohne Opfer und Kosten ist und bleibt ohne Auswirkung. Als David den Ort für einen Altar kaufte, sagte er:

„Ich möchte dem Herrn, meinem Gott, nicht ein Opfer darbringen, das mich nichts gekostet hat.“ 2. Samuel 24,24

 
 
Wenn Anbetung uns persönlich etwas kosten darf, werden wir Reinheit in der Anbetung entdecken. Bei „Kosten“ geht es am wenigsten um Geld. Eines der kostbarsten Dinge ist unsere Zeit, unsere bedingungslose Hingabe, dass wir zur Ruhe kommen oder etwas Wichtiges warten lassen – weil wir Jesus zu Füßen sitzen möchten. Jesus kennt die Motivation unserer Opfer. 

Herzensliebe

Reine Anbetung wird von der Liebe angetrieben. Sie hat nichts mit einem professionellen Lobpreis-Auftritt zu tun, sondern geschieht „von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit aller Kraft“! Die Liebe ist die einzige Kraft, die in der Lage ist, wahre Anbetung darzubringen. Unser wahrer Gottesdienst besteht darin, unsere Herzensliebe mit der Herzensliebe von Jesus zu teilen. Wenn es uns nicht gelingt, unser Herz der Anbetung mit aller Wachsamkeit zu bewachen, wird es aufhören lebendig zu sein.
Nachdem Petrus ihn verleugnet hatte, stellte Jesus ihm drei Mal die Frage „Liebst du mich?“ Er fragte nicht: „Warum machst du so viel falsch?“ Jesus fragte nach seiner Liebe, denn Liebe ist die einzige Grundlage, auf der Gott aufbauen möchte. Liebe ist deine einzige wahre Autorität, die Gott dir geschenkt hat. Bei allem, was du bist und kannst, zählt nur deine wahre Liebe zu Jesus. Ein Mensch, der sein „Alabasterglas“ ausschüttet und Jesus zu Füßen sitzt, zeigt sein Feuer der Liebe. 
Die Liebe von Jesus steht auch über der Sünde. So konnte Jesus der Frau ihre Sünden vergeben und auch unsere Sünden vergibt er gern, wenn wir zu ihm kommen. In der Vergebung steckt eine mächtige Kraft, denn weil sie uns rein macht, trennt uns nichts mehr von Gott. Wir können in Reinheit vor ihn treten und ihn anbeten. Mehr als die Vergebung unserer Sünden ist dafür nicht nötig.
In wahrer Anbetung steckt eine große Kraft. Lösungen unserer Probleme gewinnen wir in der Anbetung. Dem Teufel ist es egal, wie religiös oder modern du Gott anbetest. Er bekommt Probleme, wenn du mit ungeteilter Hingabe und in Reinheit deines Herzens vor Gott kommst und du dort Kraft tankst. Jakobus schrieb an die Gemeinden dazu:

„Unterstellt euch Gott und widersetzt euch dem Teufel. Dann muss er von euch fliehen. Sucht die Nähe Gottes, dann wird er euch nahe sein. Wascht die Schuld von euren Händen, ihr Sünder, und gebt euch Gott von ganzem Herzen hin!.“ Jakobus 4,7-8

 
 
Wie sieht dein Herzschlag der wahren Anbetung aus? Mit welcher Motivation kommst du zu Jesus? Fließt aus dir die große Dankbarkeit über deine Vergebung, wie die Frau sie verspürte? Kommst du zur Anbetung mit deiner Alabasterflasche, um sie zu opfern?
Daniel Müller, Missionswerk Karlsruhe

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