Sei mutig und unverzagt
„Mut ist wie ein Regenschirm“, hat einmal jemand gesagt. „Wenn man ihn am dringendsten braucht, fehlt er einem.“ Oftmals fehlt uns der Mut, Dinge anzupacken, weil wir Angst haben. Doch in der Bibel lesen wir an entscheidenden Stellen immer wieder: „Fürchte dich nicht!“ Maria bekam es vom Engel zugesprochen, Jesus sagte es zum Synagogenvorsteher, dessen Tochter krank war, und zu Petrus, als er ihn zum Menschenfischen rief. Paulus hörte Jesus in der Nacht zu ihm sagen: „Fürchte dich nicht, sondern rede und schweige nicht.“
Wer kennt keine Angst?
Furcht entmutigt uns und Entmutigung ist eine Waffe des Teufels. Er versucht, uns damit auszuschalten. Deshalb weist die Bibel uns so oft darauf hin, dass wir uns nicht zu fürchten brauchen.
Doch oftmals arrangieren wir uns mit der Furcht. Wir leben damit und lassen uns von ihr begrenzen. Wir tun viele Dinge nicht, die wir eigentlich tun sollten, weil wir Angst haben. Furcht drängt uns in eine Ecke, die uns handlungsunfähig macht. Mut dagegen heißt, der Furcht zu widerstehen und sie zu überwinden. Mut bedeutet nicht die Abwesenheit von Furcht, sondern den Sieg darüber. Wer mutig ist, kennt trotzdem Angst. Du kannst gesegnet und gesalbt sein und trotzdem Angst haben. Wir sehen das an vielen Beispielen in der Bibel. Entscheidend ist, mit Jesus durch die Angst hindurchzugehen und uns nicht von ihr blockieren zu lassen.
Diskutieren erlaubt
Mose war so jemand, dem das gelang. Gott erschien ihm in einem lodernden Dornbusch, der nicht verbrannte. Und dann heißt es: „Da verhüllte Mose sein Gesicht, denn er fürchtete sich“ (2. Mose 3,6). Mose hatte Angst. Doch Gott hatte einen Auftrag für ihn, für den er die Angst überwinden musste. Und wir sehen hier, dass Gott sich auf eine Überzeugungsdebatte einließ, um Moses Angst auszuräumen. Als er ihm den Auftrag gab, zum Pharao zu gehen und ihn zu bitten, sein Volk aus Ägypten ziehen zu lassen, sagte Mose: „Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehen und die Söhne Israel aus Ägypten herausführen sollte?“
Kennst du diesen Gedanken? Hast du auch schon gedacht: Wer bin ich denn, dass ich dies und jenes tun soll? Wie soll ich das denn schaffen?
Zu Mose sagte Gott: „Ich werde mit dir sein.“ Doch Mose genügte das nicht. Er begann mit Gott zu handeln: „Was soll ich denn sagen, wenn ich dahin komme? Sie werden mir nicht glauben!“ Im Detail erklärte Gott Mose die Wunder, die er tun würde und wie alles vonstattengehen sollte. Dann sagte Mose:
„Was ist, wenn die Israeliten mir nicht glauben und nicht auf mich hören? Bestimmt sagen sie: ‚Der Herr ist dir gar nicht erschienen!‘“
2. Mose 4,1
Gott versuchte ihn zu überzeugen, indem er sofort vor seinen Augen Wunder tat. Du darfst sicher sein: Auch dich will Gott überzeugen, dass du fähig bist, das zu tun, was er dir aufgetragen hat. Mutig zu sein, heißt nicht, furchtlos zu sein, sondern die Furcht mit Gott zu überwinden. Lass dir nicht von Furcht vorschreiben, was du tun kannst oder sollst, sondern tue das, wofür Gott dich geschaffen hat. Fülle den Platz aus, an den er dich gestellt hat. Furcht drängt uns in eine Ecke, in die wir nicht gehören.
Mose holte alle Argumente hervor, die er hatte, um nicht tun zu müssen, was Gott von ihm wollte. Ich kann mir vorstellen, dass er immer noch verzagter wurde, je mehr er darüber nachdachte. Ich kenne auch diese Angst, die auftaucht, wenn es gilt, irgendwo hinzugehen, ohne zu wissen, wie es ausgeht, oder mich auf neues Gebiet wagen. Was, wenn es schief geht? Aber auch das ist ein Satz des Teufels: „Was wenn’s schiefgeht?“ Er weckt diese Befürchtung: Blamiere ich mich oder bin ich ruiniert oder verliere ich etwas? Aber die wichtigere Frage ist doch: Was wenn es gutgeht? Mose zog alle Register und sagte:
„Ach, Herr, ich bin noch nie ein guter Redner gewesen. Auch jetzt, wo du mit mir sprichst, hat sich daran nichts geändert. Zum Reden habe ich einfach kein Talent, die Worte kommen mir nur schwer über die Lippen.“
2. Mose 4,10
Mose sagt im Klartext: Ich kann das nicht! Mein Zustand ist immer noch der gleiche, ich kann nicht reden! Doch Gott erwidert ihm mit einer klaren Ansage: „Wer hat denn den Menschen einen Mund gegeben? Und wer ist es, der sie stumm oder taub, sehend oder blind macht? Das bin doch wohl ich, der Herr!“ Und er fordert Mose auf: „Darum geh jetzt! Ich bin bei dir und werde dir sagen, was du reden sollst.“
Doch Mose hatte noch mehr Einwände, er versuchte immer wieder, aus der Sache rauszukommen und erwiderte: „Ach, Herr, sende doch lieber einen anderen!“ Das klingt nach: Lass mich doch in Ruhe mit deinem Auftrag! Immer wieder hat Mose ein „Ach, Herr!“ auf den Lippen. Und manchmal ist uns auch so zumute, dass wir seufzen: „Ach, Herr!“
Doch nun war für Gott ein Schlusspunkt erreicht: „Da wurde der Herr zornig und erwiderte: ‚Ich weiß, dass dein Bruder Aaron, der Levit, sehr gut reden kann. Er ist schon unterwegs und kommt dir entgegen. Er wird sich von Herzen freuen, wenn er dich wiedersieht.“ Gottes Geduld währt lange, doch hier lesen wir auch, dass er irgendwann einen Punkt setzte – und Mose ließ sich darauf ein.
Wenn Gott dir einen Auftrag gibt, hat er dich mit allem ausgerüstet, was du dafür brauchst. Du musst sicher kein Volk aus Ägypten herausführen. Aber er hat dir den Auftrag gegeben, das zu meistern, wo er dich hingestellt hat – in deiner Familie, deinem Beruf und deiner Umgebung. Er wird mit dir sein, genauso wie er mit Mose und all den anderen war. Gott verändert sich nicht, er ist immer noch derselbe.
Du kannst mit Gott diskutieren, aber du wirst nicht siegen. Du kannst aufgeben und davonlaufen. Aber Gott wird nicht aufgeben, sondern er wird an deiner Seite bleiben und deshalb bist du fähig, seine Pläne auszuführen.
Es ist nie zu spät
Auch wenn du schon weggelaufen bist, ist es nicht zu spät. Das zeigt die Geschichte von Jona. Wir wissen nicht, was in seinem Herzen vorgegangen ist. Er hat nicht einmal mit Gott diskutiert wie Mose, sondern er ist einfach davongelaufen, als Gott ihm den Auftrag gab, nach Ninive zu gehen.
Aber davonlaufen nützt nichts. Wo sollten wir uns vor Gott verstecken? Jona stieg in ein Schiff nach Tarsis und Gott schickte einen Sturm. Was für ein Unterschied zu Moses Geschichte! Gott stellte Mose jegliche Hilfe zur Seite, rüstete ihn aus, um Wunder zu tun – und nach Jonas Davonlaufen schickte Gott einen gewaltigen Sturm. Einen Sturm, in dem sogar andere Menschen in Gefahr gerieten. Manchmal sind durch unsere Angst und Verzagtheit auch andere Menschen betroffen. Als Jona einsah, dass der Sturm eine Reaktion auf seine Flucht war, forderte er die Seeleute auf, ihn ins Meer zu werfen. Und Gott schickte den berühmten Fisch, der Jona verschlang – und dort kam Jona zur Besinnung. Er betete und Gott erhörte ihn.
Und genauso hört Gott hört dich, wenn du zu ihm rufst. Egal, aus welchem tiefen Loch dein Schreien kommt, er hört dich. Vielleicht bist du weggelaufen und hast gedacht: Gott sieht das nicht. Doch Gott sieht dich und er möchte, dass du umkehrst. Es ist nicht zu spät dafür.
Angst und Furcht sind es, die uns immer wieder abhalten von dem, was wir tun sollten. Doch wir sind aufgerufen, mutig an Gottes Seite unser Leben zu führen. Du bist nicht aufgerufen, einfach zu tun, was andere von dir erwarten, oder einfach mit der Mehrheit mitzulaufen und dem Zeitgeist zu entsprechen.
Mose hat seine Schuhe ausgezogen und den Blick auf den Dornbusch gerichtet, aus dem Gott zu ihm sprach. Jona hat im Bauch eines Fisches seinen Blick zu Gott gerichtet und ehrlich mit ihm gesprochen. Wo ist dein Ort, um zu Jesus zu schauen und offen mit ihm zu reden über deine Furcht und über das, was du nicht tust, obwohl Gott es dir aufgetragen hat. Lass dich nicht von Furcht reduzieren.
Seine Hand ist da
Das wunderbarste Beispiel für einen mutigen Schritt zeigt uns Petrus. Die Jünger waren im Boot auf dem See. Da erhob sich ein Sturm und Jesus ging ihnen auf dem Wasser entgegen. Die Jünger hatten solche Angst, dass sie schrien. Jesus sprach ihnen Mut zu und sagte: „Habt keine Angst!“ (Matthäus 14,27). Daraufhin überwand Petrus seine Angst so sehr, dass er sogar aus dem Boot stieg und auf Jesus zuging. Als er sich ablenken ließ vom starken Wind und ihn die Angst wieder überkam, war Jesus da und belohnte diesen mutigen Schritt und streckte ihm seine Hand entgegen.
Wenn du einen mutigen Schritt für Jesus machst, wird er dich niemals im Stich lassen. Seine Hand ist immer da. Petrus war der Einzige, der den Mut hatte, aus dem Boot zu steigen. Vielleicht bist auch du der oder die Einzige, die etwas tut, was andere nicht tun. Es gibt viele Zuschauer, die oftmals auch noch alles besser wissen oder dich abhalten wollen. Lass dich nicht beirren. Sei mutig und unverzagt! Auch für dich gilt: Fürchte dich nicht, denn Gott ist immer noch derselbe!
Isolde Müller, Missionswerk Karlsruhe
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