Unser Umgang macht den Unterschied

Verhalten sich Christen anders als Menschen, die Jesus nicht kennen? Isolde zeigt uns in diesem Artikel, was für eine große Chance darin liegt, in unserem Umgang dem Vorbild von Jesus zu folgen.

Hast du schon einmal beobachtet, wie Menschen in deiner Umgebung miteinander umgehen? Das kann sehr unterschiedlich sein. Menschen reagieren warmherzig oder aufbrausend, geduldig oder kurz angebunden. Wir verhalten uns alle anders. Doch überraschenderweise sehe ich selten einen Unterschied zwischen Christen und Nichtchristen. Ich stelle häufig fest: Christen benehmen sich genauso wie andere. 
Läge aber nicht eine große Chance darin, durch unseren Lebensstil aufzufallen? Könnten wir nicht anderen den Weg zum Vater weisen, wenn die Frucht des Geistes in unserem Alltag sichtbar würde? Die Frucht des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Langmut/ Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut/ Demut und Enthaltsamkeit/ Selbstbeherrschung (Galater 5,22). Welchen Eindruck würden wir bei anderen hinterlassen, würde diese Frucht unser Auftreten bestimmen? Würden andere nicht aufhorchen, wenn wir uns in schwierigen Situationen demütig und fröhlich verhalten? Würden sie nicht neugierig werden, warum wir auch dann freundlich und geduldig reagieren, wenn uns Unrecht geschieht?

Jesus in uns

Jesus hat uns vorgelebt, wie wir unser Leben führen sollen. Sein Vorbild gilt auch für unseren Umgang mit anderen. Es lohnt sich, beim Blick in die Evangelien einmal zu fragen: Hat Jesus seine Jünger jemals beschimpft oder beleidigt? Hat er sie jemals abfällig oder böse behandelt? Wir werden feststellen, dass sein Umgang mit ihnen immer liebevoll war. Selbst als sie versagten und eigene Wege gingen, hat er sie nicht verworfen. War Jesus jemals eifersüchtig, neidisch oder selbstsüchtig? Nirgendwo in der Bibel ist davon die Rede.

Jesus war nie verletzend, hat niemandem ein schlechtes Gewissen gemacht oder jemandem etwas aufgezwungen.

Ein Satz von Paulus beschreibt den zentralen Punkt biblischen Umganges miteinander gut: „Niemand suche das Seine, sondern das des anderen“ (1. Korinther 10,24). Man könnte auch sagen: Niemand denke an sich selbst, sondern daran, was für andere am besten ist. Nach diesem Maßstab hat nicht nur Paulus, sondern auch Jesus selbst gelebt.
Das müssen wir gar nicht allein schaffen. Wenn wir mit Jesus leben, werden wir ein neuer Mensch, ein Mensch nach Gottes Vorstellungen. Wenn wir durch Jesus mit Gott versöhnt sind, können wir sagen: „Das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu“ (2. Korinther 5,17). Etwas völlig Neues hat begonnen. Wenn wir Jesus unser Leben gegeben haben, sind wir eine neue Schöpfung. Sein Geist wohnt in uns und lässt das Gute wachsen.
Und umgekehrt streifen wir das ab, was nicht zu Gott passt. Dazu ruft Paulus die Gemeinde auf: „Jetzt legt auch ihr das alles ab: Zorn, Wut, Bosheit, Lästerung, schändliches Reden aus eurem Mund. Belügt einander nicht, da ihr den alten Menschen mit seinen Handlungen ausgezogen und den neuen angezogen habt“ (Kolosser 3,7-10).
Hier wird deutlich beschrieben, was wir vom alten Menschen hinter uns zurücklassen sollen. Zornige Beschimpfungen, Klatsch hinter dem Rücken, boshafte Äußerungen haben keinen Platz in Gottes Reich. Wir haben ein neues Leben bekommen und sollen mit den alten Verhaltensweisen nichts mehr zu tun haben. Diese Veränderung bleibt nicht ungesehen. Wenn Wut und Bosheit und Geringschätzung aus unserem Leben verschwinden, wird das sichtbar für andere. Es gibt einen erkennbaren Unterschied zwischen dem „alten Menschen“ und dem „neuen Menschen“.

Heute auffallen

Um mit anderen Menschen nach Jesu Maßstab umzugehen, brauchen wir zweierlei: Demut und Herzensliebe. Beide sind die zwei Seiten derselben Medaille: Wenn ich Herzensliebe zu anderen habe, dann werde ich den Weg der Demut gehen und meine eigene Selbstsucht streichen. Der natürliche Mensch ist so geartet, dass sich alles um ihn selber dreht. Nur der Mensch, der vom Heiligen Geist erfüllt ist, wird nicht mehr „das Seine“ suchen, „sondern das des anderen“. Um uns um das Wohl unseres Nächsten zu kümmern, müssen wir uns für den Weg der Demut entscheiden. Wer wahrhaft liebt, wird sich auch demütig zeigen. Zur gegenseitigen Liebe gehört immer auch das Prinzip der Unterordnung untereinander. So gehören Demut und Herzensliebe untrennbar zusammen und beide gehören zum Leben eines jeden, der sich Christ nennt.

Ist in deinem Leben ein Unterschied erkennbar zu den Menschen, die Jesus nicht kennen?

Der zwischenmenschliche Umgang ist heute leider oft verletzend. Eigennutz und Selbstsucht sind an der Tagesordnung. Kinder werden lieblos behandelt, Nachbarn beschimpft, ältere Menschen ungeduldig angetrieben. Man sucht den eigenen Vorteil, egal ob er auf Kosten anderer geht. Das lässt sich im Straßenverkehr beobachten, auf der Straße hören und man kann täglich in der Zeitung davon lesen. Nicht Gottes Liebe regiert vielerorts, sondern Satan bringt die Dinge in Unordnung, gerade auch die Beziehungen zwischen Menschen. Er stiftet Unfrieden.
Wenn wir nach den Maßstäben der Bibel leben, wenn die Frucht des Geistes in uns wächst, wenn wir geduldig und freundlich reagieren, wenn wir mit Menschen aus Herzensliebe und Demut umgehen, fallen wir heute auf. Licht unterscheidet sich von der Finsternis. Der neue Mensch wird sichtbar. Und auf diese Weise können wir Menschen gewinnen.
Ich habe schon Christen erlebt, die Menschen mit den wüstesten Worten beschimpften. Wer das miterlebt, schüttelt den Kopf und sagt: So will ich auf keinen Falle werden, oder: So bin ich selbst, das ist nicht erstrebenswert. Wenn wir anderen Jesus nahebringen wollen, muss Gottes Wesen in uns sichtbar sein. Gott ist ein Gott der Liebe und der Vergebung, beides soll unser Leben prägen. Wenn wir anderen Barmherzigkeit entgegenbringen, werden sie irgendwann fragen: Warum tust du das? Das ist die beste Möglichkeit, Menschen mit Jesus bekannt zu machen.

Weg der Demut

Paulus schreibt in 1. Korinther 9,22: „Den Schwachen bin ich ein Schwacher geworden, damit ich die Schwachen gewinne. Ich bin allen alles geworden, damit ich auf alle Weise einige errette.“ Paulus hat sich auf die Ebene seiner Mitmenschen gestellt. Er hat sich gedemütigt, auch wenn er vieles besser wusste und mehr Erkenntnis hatte als sie. Er wollte Menschen gewinnen, sie sollten errettet werden. Er wusste: Das erreicht man nicht mit Besserwisserei, sondern indem man sich beugt und den Weg der Demut geht.
Ein großer Demutsakt ist auch das Ruhigsein. Mit einem Menschen, der ruhig bleibt, kann man nicht streiten. Auch dazu ermutigt Paulus: „Ein Knecht des Herrn aber soll nicht streiten, sondern gegen alle milde sein, lehrfähig, duldsam, und die Widersacher in Sanftmut zurechtweisen und hoffen, ob ihnen Gott nicht etwa Buße gebe zur Erkenntnis der Wahrheit ...“ (2. Timotheus 2,24.25).
Einen solch biblischen Umgang mit anderen zu pflegen, ist gar keine besondere Glanzleistung. Jesus lehrt seine Jünger: „So sprecht auch ihr, wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen ist: Wir sind unnütze Sklaven; wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren“ (Lukas 17,10). Jesus vergleicht seine Nachfolger mit Sklaven, die ihr Verhalten ihrem Herrn schuldig sind und nicht einmal Dank erwarten können. Doch Gott, der Vater, hat so viel Gnade für uns, dass er uns reich beschenkt, auch wenn wir nicht immer tun, was wir schuldig sind. Uns gilt jeden Tag die Gnade, neu zu beginnen.
Niemand ist perfekt und wir dürfen bei Jesus abladen, was wir falsch gemacht haben, weil er für uns alles erwirkt hat am Kreuz. Wir können frei werden von unseren Lasten und auch von unseren Schuldgefühlen. Wichtig ist, dass wir die Entscheidung treffen, uns verändern lassen zu wollen. Wir dürfen immer wieder neu anfangen, bis ein biblischer Umgang mit anderen zu unserem Lebensstil geworden ist.
Ist in deinem Leben ein Unterschied erkennbar zu den Menschen, die Jesus nicht kennen? Jesus hatte auch sehr deutliche Worte an die Menschen. Doch immer hat er aus Liebe gesprochen und war nie verletzend, hat niemandem ein schlechtes Gewissen gemacht und niemandem etwas aufgezwungen. Er hat immer auch eine Lösung angeboten: Vergebung und Versöhnung untereinander. Menschen sollen in uns Jesus sehen. Seinen Charakter und seine Liebe. Dann bewegen wir etwas in dieser Welt!

Isolde Müller,
Leiterin des Missionswerk Karlsruhe

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