Das Wie entscheidet

Berufung bedeutet Liebe in Aktion. Aber wie funktioniert das praktisch? Thomas Inhoff erzählt dir davon in diesem Artikel.

Wie wir etwas tun, entscheidet maßgeblich über die Qualität unseres Lebens. Nicht allein das, was wir tun, bestimmt die Fülle an Freude und Zufriedenheit in unserem Leben, sondern auch wie wir etwas angehen und wie es sich auf unsere Beziehungen auswirkt. Gebrauchsanweisungen für neue Geräte und Produkte studieren die Wenigsten gern. Viele erkunden die Möglichkeiten einfach nach dem Motto: „Probieren geht über Studieren.“

So toll sich dieser Spruch auch reimt, so tollpatschig kann leider auch der Umgang mit komplexen und teuren Waren ausfallen. Ein falscher Umgang kann ungeahnte Folgen haben und diese Erfahrung lässt sich auch auf das persönliche Leben übertragen: Es ist fatal, im Leben einfach planlos loszulegen. Wir haben einen Schöpfer, der jeden Menschen wunderbar und herrlich geschaffen hat. Gottes große Absicht, als er uns das Leben schenkte, war Liebe. Er wollte in Beziehung mit den Menschen stehen, er schuf sie nach seinem Bilde und mit einer konkreten Absicht. In dieser Absicht gilt es zu leben, um Schaden von uns fernzuhalten. In der unserer Berufung zu leben, bedeutet daher kurz auf den Punkt gebracht: Liebe in Aktion.  


Aus der Verbundenheit mit Gott

Jesus hat einst in einer speziellen Situation verdeutlicht, dass es Gott mehr auf die innere Haltung, als auf die nach außen sichtbare Handlung ankommt: Er hat sich am Tempel in der Nähe des Opferkastens aufgehalten und völlig ungeniert zugesehen, wie die reichen Leute ihre Gaben hineinwarfen. Wir lesen diese Begebenheit in Lukas 21.

Weiter wird berichtet, wie Jesus eine ärmlich gekleidete Witwe bemerkte, die zwei Kupfermünzen hineinwarf. So bekannt diese Geschichte auch ist, jedes Mal wenn ich sie lese und darüber nachdenke, bin ich berührt. Doch Jesus hat nicht nur hingesehen und war berührt, sondern er ist auf die Situation eingegangen. Dabei sprach er sehr persönlich darüber, wie die einzelnen Personen mit dem Thema Geld umgehen. Über die Witwe mit den zwei Kupfermünzen sagte er:

„Diese Witwe hat mehr eingeworfen als alle anderen. Sie haben alle aus ihrem Überfluss gegeben, sie aber aus ihrer Armut; und sie hat alles gegeben, was sie noch zum Leben hatte.“ 

Lukas 21,3

Jesus macht deutlich, dass die Höhe des Betrages nicht entscheidend ist, sondern die Haltung und die Motivation. Wörtlich lesen wir in diesem Vers: „Sie gab aus ihrem Mangel.“ Hast du jemals alles gegeben, was dir noch zum Leben zur Verfügung stand, sodass du Mangel gelitten hast? Diese Haltung der armen Witwe greift Jesus als ein Vorbild auf und zeigt beispielhaft, worauf es ankommt.

Während heute bei vielen Menschen der Wunsch nach Selbstverwirklichung und die Frage „Wie kann ich mehr vom Leben haben?“ im Vordergrund stehen, zeigt Jesus, dass nicht in der Selbstverwirklichung Erfüllung zu finden ist, sondern indem wir in unserer von Gott gegebenen Bestimmung leben. Hätte die Witwe ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse an die erste Stelle gesetzt, hätte sie sich wohl vor den Tempel setzen und um Gaben bitten müssen. 

Immer wieder kritisiert Jesus die Handlungen der Pharisäer, weil sie lediglich auf Anerkennung und Aufmerksamkeit bedacht waren. Diese Witwe stellt einen krassen Kontrast dar. Mit ihrer Gabe kann sie menschlich betrachtet nicht viel bewirken. Doch sie gibt aus einer Verbundenheit mit Gott. Diese Haltung hebt Jesus hervor. Damit wir heute – inmitten der turbulenten und chaotischen Verhältnisse – in unserer Bestimmung und Berufung leben, muss die Verbundenheit mit Gott die Grundlage für unser Handeln sein. 

Eigene Gaben nicht unterschätzen

Wenn wir aus der Verbundenheit zu Gott handeln, dann lösen sich Blockaden, und wir sind zum Handeln freigesetzt. So wie die Witwe nicht von ihrem Mangel dominiert und blockiert war, sondern in der Lage war zu handeln, so wird jede Person von Gott befähigt. 

„Ich kann nichts.“ Wie oft habe ich diese Aussage schon von Menschen gehört, die nicht nur lesen und schreiben konnten, sondern offensichtlich vielseitig begabt waren. Wenn wir vor einem vollen Kleiderschrank stehen und sagen: „Ich habe nichts zum Anziehen“, dann klingt das ganz ähnlich. Natürlich haben wir etwas zum Anziehen, doch oft können wir uns aufgrund der Vielfalt nur nicht entscheiden. Petrus lässt keinen Zweifel zu: Jeder, aber wirklich auch jeder, ist begabt und soll diese Gaben gebrauchen: 

„Jeder soll dem anderen mit der Begabung dienen, die ihm Gott gegeben hat. Wenn ihr die vielfältigen Gaben Gottes in dieser Weise gebraucht, setzt ihr sie richtig ein.“

1. Petrus 4,10

Wir mögen uns vielleicht nicht besonders begabt fühlen, denn häufig verbirgt sich die Gabe unter der Einschätzung: „Das ist doch nichts Besonderes, das kann doch jeder.“ Viele Menschen übersehen ihre besondere Gabe, weil sie annehmen, dass das, was ihnen leichtfällt, eine Selbstverständlichkeit ist. Sie unterschätzen ihre Möglichkeiten. Doch unabhängig davon zeigt Jesus am Beispiel der armen Witwe, dass er jeden gebrauchen kann – sogar inmitten des erlebten und realen Mangels. Nur weil die Witwe aus ihrer Verbundenheit mit Gott handelte, wurde sie über Jahrtausende hinweg zu einem Vorbild, bis in unsere Zeit. 

Nicht von Not getrieben

Aus der Verbundenheit mit Gott zu handeln und aus dem Bewusstsein, dass er mich gebrauchen und senden möchte, schützt uns auch davor auszubrennen. Denn nicht die Not, die gnadenlos und erdrückend in dieser Welt herrscht, ist der Auftraggeber, sondern es ist der gnädige Gott, der sendet und beauftragt. Not kann erdrückend sein und uns über unsere Kräfte fordern und frustrieren, weil wir scheinbar nichts ausrichten.

Doch Gott beschenkt uns zunächst aus dem Reichtum seiner Gnade und gebraucht uns spezifisch, um einer Not zu begegnen. Wir müssen nicht die Welt retten, das hat schon Jesus getan. Wir dürfen uns von ihm gebrauchen lassen entsprechend der Gaben, die Gott uns geschenkt hat. So ist es nicht nötig Hans-Dampf-in-allen-Gassen sein, sondern eher als Hans-Demütig zu dienen.

Das gelingt, indem wir uns einerseits weder verweigern noch vergleichen und andererseits, indem wir uns im Rahmen unserer Möglichkeiten für andere einsetzen.  Wenn wir in Gott verwurzelt sind, zeigt sich in unserem Handeln Liebe in Aktion. Bei aller Aktivität und Hingabe werden wir bewahrt vor hektischem Aktionismus. Zum Selbstschutz braucht es keine apathische Abgestumpftheit oder künstliche Abgrenzung.  

Göttliche Abenteuer 

Tatsächlich dürfen wir ein göttliches Abenteuer erleben, wenn wir auf der Basis des größten und wichtigsten Gebotes handeln. Denn wer alle Kraft einsetzt, wächst bekanntlich und entwickelt sich weiter. Wer all seinen Verstand einsetzt und all seine Leidenschaft fokussiert und emotionale Energie aktiviert, entdeckt und entwickelt Neues.  

In neues Terrain dringen wir nur vor, wenn wir unsere Komfortzone verlassen. Genau das geschieht, wenn wir nach dem größten Gebot leben: Gott zu lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit aller Kraft und unseren Nächsten wie uns selbst (Lukas 10,27). Nicht jeder lässt sich spontan für ein Abenteuer begeistern, doch aus diesen Erlebnissen entstehen die Erfahrungen, die unseren Glauben stärken und uns wachsen lassen. 

Ich frage mich, wie die Geschichte mit der armen Witwe wohl weiterging? Lukas berichtet nicht weiter über sie. Jene andere Witwe, die Jahrhunderte vorher dem Propheten Elia mit ihren letzten Vorräten Brot backte und Gott auf diese Weise diente, erlebte Gottes übernatürliche Versorgung. Sie machte eine völlig neue Erfahrung. Im sportlichen Bereich gibt es folgende Redewendung: „Training ist nicht alles, aber ohne Training ist alles nichts.“ Genauso verhält es sich auch in unserem geistlichen Leben. Erst gelebter Glaube setzt die Kraft des Glaubens frei und so ist Liebe nie theoretisch, sondern äußert sich ganz praktisch – oder gar nicht. 

So gläubig beide Witwen auch gewesen sein mögen, es waren die Art und die Weise ihres Handelns, die eine Reaktion Gottes auslösten. An ihnen sehen wir: Gott gebraucht gewöhnliche Menschen für Außergewöhnliches. Erst indem wir das, was Gott uns anvertraut hat – ganz egal was es ist –, für andere einsetzen, setzen wir es richtig ein. So leben wir in unserer Berufung und Gott setzt Außergewöhnliches in unserem Leben frei.   

Thomas Inhoff, Missionswerk Karlsruhe

Lebe deine Berufung

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Thomas Inhoff berichtet von unserem Online-Seminar.
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