Baumeister in Jerusalem
Man könnte meinen, dass es für uns schon zur Routine geworden ist, Kindergärten in Jerusalem einzuweihen. Doch jedes Mal ist es wieder so: Der Tag rückt näher und wie beim ersten Kindergarten 1983, den wir mit meinem Vater eingeweiht haben, kommt das Lampenfieber.
Mit besonderer Ausstattung
Auch in diesem Jahr fuhren wir mit der gesamten Israel-Reisegruppe zum Kindergarten und die Teilnehmer hatten keine große Vorstellung davon, was sie erwartete. Der für Deutschland zuständige Mitarbeiter der Jerusalem Foundation, mit der wir die Baumaßnahmen umsetzen, besuchte uns schon bei unserer Andacht, um uns einiges über die Kinder und den renovierten Kindergarten zu erzählen. Er erklärte uns, dies sei ein ganz besonderer Kindergarten, der spezielle Angebote für Kinder mit Autismus hat. Es gibt einen speziellen Behandlungsraum, in dem die Fachkräfte in völliger Ruhe mit den Kindern Behandlungen durchführen können. Er bat darum, dass wir uns bei unserem Eintreffen vorsichtig und rücksichtsvoll verhalten, um die Kinder nicht zu stören.
Doch wir kamen an – und alles verlief ganz anders! Die Kinder waren uns so nahe und von einer so großen Begeisterung wie bei kaum bei einer Einweihung zuvor. Isolde und ich verteilten Schulmäppchen und Eis am Stiel. Viele Ehrengäste, die Vizebürgermeisterin von Jerusalem, der Präsident der Jerusalem Foundation, Architekten, Betreuer, Medienvertreter hatten so einen Spaß, dass er auf die Gruppe übersprang.
Schließlich kam auch Moshe Lion, der Bürgermeister von Jerusalem, hinzu und hatte bei seiner Begrüßung ein Lächeln auf den Lippen, wie man es unter Freunden kennt. Man erzählte uns, seit Teddy Kollek sei er der erste Bürgermeister, der wieder ein richtiges Herz für Kinder habe. Er mischte sich mitten unter die Schar und beantwortete ihre Fragen: „Bist du der Bürgermeister?“
Den Spielplatz gibt’s dazu
Im Festakt wurde feierlich die 55. Tafel enthüllt und es schlossen sich die Reden an. Der Bürgermeister begann und sagte: „Siegfried Müller war ein Baumeister Jerusalems. Ihm waren die Sicherheit und der Frieden von Jerusalem eine Herzensangelegenheit. Deshalb hat er alles darangesetzt, die Situation der Kindergärten in Jerusalem zu verbessern. Seit 2000 führt sein Sohn das nun fort und tut nicht weniger als sein Vater.“ Er bedankte sich, dass wir jedes Jahr einen neuen Kindergarten renovieren und fuhr fort:
„Sie, die Freunde, die hier mit dabei sind, aber auch die Freunde zu Hause sind es, die dieses Projekt ermöglichen. Wenn man in Israel jemandem gratuliert, sagt man: ‚Ich wünsche dir 120 Jahre!‘ Wir sind jetzt bei 55 Kindergärten. Selbst in der Corona-Zeit kamen Sie mit einer Sondergenehmigung, um zwei Kindergärten einzuweihen. Vielen Dank, an Daniel und Isolde und alle Freunde!“
Die Erzieherinnen berichteten uns, wie die Kinder gefördert werden, um später weiterbildende Schulen besuchen zu können. Sehr gefreut hat uns eine besondere Neuerung: Draußen standen wir auf einem Gelände mit schönem Rasen und einem Spielplatz, den wir nicht bezahlt hatten. Einen solchen Platz zu erneuern, kostet noch einmal fast halb so viel wie eine Kindergarten-Sanierung, weil es so viele besondere Vorschriften dafür gibt. Wir erfuhren, dass der Bürgermeister angeordnet hat, dass die Stadt Jerusalem für jeden Kindergarten, den wir mit unseren Freunden ermöglichen, einen Außenbereich mit Spielplatz bezahlt. Es ist so schön zu sehen, was man bewirken und verändern kann und wie sehr es hilft!
Daniel Müller, Missionswerk Karlsruhe
Hier findest du einen Videobeitrag über die Kindergarten-Einweihung.
... und es geht weiter – mit Nummer 56!
Wie Moshe Lion in seiner Rede hat uns nun auch die Jerusalem Foundation offiziell gebeten, den nächsten Kindergarten zu sanieren. Hier das offizielle Gesuch:
„Die Jerusalem Foundation schlägt vor, mithilfe der Förderung von Daniel und Isolde Müller und Freunden in den Sommerferien 2023 einen neuen Jerusalemer Kindergarten im Stadtviertel Pisgat Ze’ev auf der Rachmilevitch Straße 30 zu renovieren.
Das Wohnviertel Pisgat Ze'ev, im Nordosten der Stadt gelegen, wurde 1982 unter dem legendären Bürgermeister Teddy Kollek gegründet und in den 1990er-Jahren erweitert, um die große Einwanderungswelle aus der ehemaligen Sowjetunion, aus Äthiopien und der ganzen Welt nach Israel aufzunehmen. Pisgat Ze'ev hat etwa 50.000 Einwohner und erstreckt sich über eine Fläche von etwa 1.350 Hektar.
Viele Einwohner sind Jerusalemer Familien mit geringem bis mittlerem sozioökonomischen Hintergrund, die das Stadtzentrum auf der Suche nach erschwinglicherem Wohnraum verlassen haben. Pisgat Ze'ev hat eine sehr heterogene Bevölkerung – säkular, religiös und ultra-orthodox – sowie einen besonders hohen Anteil an Zuwanderern der ersten und zweiten Generation mit niedrigem Einkommen. 40 Prozent der Bewohner sind jünger als 21 Jahre. Im Herzen des Viertels befindet sich ein Komplex öffentlicher und kultureller Einrichtungen sowie die Gemeindeverwaltung. Darüber hinaus gibt es im Viertel 58 Kindergärten, neun Grundschulen, zwei Mittelschulen und drei Gymnasien, 22 Synagogen und zwei Bibliotheken.
Im Kindergarten an der Rachmilevitchstraße 30 werden in diesem Jahr 31 Kinder im Alter zwischen 4 und 6 Jahren betreut. Er liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zu zwei weiteren Kindergärten. Aufgrund der sehr jungen Bevölkerung ist der Bedarf an Kindergärten sehr hoch und es besteht dringender Renovierungsbedarf der vorhandenen alten Kindergärten im Stadtviertel.“
»Wünscht Jerusalem Glück und Frieden!« – Psalm 122,6