Löwenstarkes Vertrauen in Gott

Würden wir uns auch in ausweglosen Situationen auf Gott verlassen? Würden wir ihm gehorchen, wenn wir dafür bestraft würden? Rahel Selg ermutigt dich genau dann auf Gott zu vertrauen.

Ich habe das Buch Daniel lange nicht mehr so genau durchforscht wie in den letzten zwei Wochen. Vorbereitet habe ich mich auf eine neue POWER ON-Sendung, die wir alle zwei Wochen für unseren YouTube-Kanal drehen. Wir zeigen ganz kurze Ermutigungen mit Themen quer durch die ganze Bibel. In der siebten Folge geht es um Daniel aus dem Alten Testament, der in der Löwengrube landete.

Man liest dieses Buch Daniel und staunt: Wie groß Daniels Gehorsam und Vertrauen doch waren! Mich hat das völlig begeistert. Vor allem wenn man bedenkt, dass er als junger Mann aus Jerusalem verschleppt wurde in ein fremdes Land, ohne die Sprache und Schrift zu kennen. Gott hat ihn dort wegen seines Gehorsams und Vertrauens so gesegnet, dass er Verwalter über die Provinz Babylon und sogar zweiter Mann im Staat wurde. 

Ich möchte erst einmal etwas ausholen und ins erste Kapitel im Buch Daniel blicken. Nebukadnezar, der König der Babylonier, eroberte Jerusalem, nahm Gegenstände aus dem Tempel mit und verschleppte einige Tausend Israeliten nach Babylon. Darunter auch Daniel und seine drei Freunde. Man darf sich nicht vorstellen, dass alle mit Ketten im Kerker landeten, sondern die Israeliten wurden in Städten und Dörfern angesiedelt. Daniel und seine Freunde wurden aber gleich für den Dienst beim König einberufen. Sie sollten eine dreijährige Ausbildung zu Verwaltern und Hofbeamten antreten. Der König sah das Potenzial in diesen jungen Männern und wollte es für sich nutzen. 

Unangepasst

Am Hof sollten die vier essen, was auch der König serviert bekam: Wein und Fleisch und die besten Delikatessen. Doch die Tiere, die in Babylon gegessen wurden, waren für Juden unrein oder wurden nicht koscher zubereitet. Daher hatten die vier Freunde ein Problem. Sie entschlossen sich, aus der Not Vegetarier zu werden und baten darum, ausschließlich Gemüse und Wasser zu sich nehmen zu dürfen. 

Ich war für ein Bibelschuljahr in England und kann gut nachvollziehen, wie man sich in einem fremden Land fühlt, wenn man etwas länger als nur zum Urlaubmachen dort ist. Man muss sich erst einmal zurechtfinden. Der Verkehr läuft andersherum. Die Sprache ist eine andere. Alle gießen sich Milch in ihren Tee und kein Stecker passt mehr in die Steckdosen. Natürlich war ich nicht wie Daniel als Gefangene in diesem Land, aber ich kann verstehen, dass man erst einmal versucht, sich anzupassen und mit allem zurechtzukommen. Und Daniel hat genau das auch gemacht: Er hat die Schrift und die Sprache gelernt und eine Ausbildung durchlaufen. Aber seinen Glauben – den hat er niemals, in der ganzen Zeit nicht, angepasst!

Als Daniel den Obersten Kämmerer bat, ihnen nur Gemüse und Wasser zu bringen, hatte dieser Angst um sein Leben, da er damit einen Befehl des Königs missachten würde. Die vier Freunde baten, es zehn Tage lang ausprobieren zu dürfen – dann sollte er selbst entscheiden, was von da an passierte. Im Text lesen wir:

„Nach zehn Tagen sahen Daniel und seine Freunde sogar gesünder und kräftiger aus als alle anderen, die von den königlichen Speisen bekamen. Darum gab der Aufseher ihnen von nun an immer Gemüse, von der Tafel des Königs brauchten sie nichts zu nehmen. Gott schenkte den vier jungen Männern außergewöhnliche Weisheit und Erkenntnis; schon bald waren sie mit dem gesamten Wissen und den Schriften Babyloniens vertraut. Daniel konnte außerdem Visionen und Träume jeder Art deuten (…) Immer wenn der König vor schwierigen Entscheidungen stand und auf ein sicheres Urteil angewiesen war, fragte er diese vier Männer um Rat. Dabei zeigte sich, dass sie allen Wahrsagern und Geisterbeschwörern seines Landes weit überlegen waren.“

Daniel 1,15-17.20

Daniel blieb seinem Glauben treu und wurde belohnt. Bald darauf wurde das babylonische Großreich von den Persern geschluckt und der neue König Darius behielt Daniel ebenfalls in hoher Position. Neider ließen da nicht lange auf sich warten: Sie stellten alles auf den Kopf, um ihn zur Strecke zu bringen. Weil Daniel dreimal am Tag bei offenem Fenster betete, obwohl ein Gesetz es verbot, landete er in der Löwengrube. Da hatte König Darius ihn schon sehr liebgewonnen und bereute die Situation sehr. Doch selbst in der Löwengrube gab Daniel sein Gottvertrauen nicht auf und wurde verschont. König Darius lief im Morgengrauen zur Grube und ließ Daniel herausholen. Im Text lesen wir:

„Man fand nicht die geringste Verletzung an ihm, denn er hatte auf seinen Gott vertraut.“

Daniel 6,24

Daniel hätte eher sein Leben gegeben, als Gott untreu zu werden. Trotz feindlicher Umgebung, Schwierigkeiten und Widerständen hielt er an Gottes Geboten fest. Er hat Sprache und Schrift gelernt und sich in einigem angepasst – aber seinen Glauben hat er nicht angepasst! 

Unbeirrt

Gehorsam ist eine Willensentscheidung. Die Entscheidung liegt bei uns – und manchmal wollen wir nicht, oft aus Bequemlichkeit. Eigentlich ist es doch so, dass wir sehr genau wissen, was Gott möchte – und tun doch das, was wir für richtig halten. Stimmt’s? Oder geht es nur mir so? ☺ Aber was ist das dann für eine Nachfolge? Was bedeutet Christsein, wenn wir nur tun und lassen, was wir wollen?

Daniel war anders. Er hätte alle leckeren Delikatessen essen können. Niemand hätte ihm einen Vorwurf gemacht. Es vielleicht sogar bei seinen neuen Kollegen besser angekommen. Doch er war entgegen aller Lust und Bequemlichkeit gehorsam. Heutzutage sind die Speisegebote aufgehoben. Worum geht es bei uns heute? Jesus hat das Gebot gegeben: „Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst“ (Markus 12,31). Das ist oft unsere Herausforderung. Wenn ich meinen Nächsten liebe, dann wertschätze ich ihn, dann bin ich ehrlich zu ihm und will für ihn nur Gutes. Wie leben wir das im Alltag? Schlagen wir uns auch so gut wie Daniel? 

Gehorsam ist nicht immer schön und macht manchmal keinen Spaß – schon deshalb, weil wir nicht nach unseren Vorstellungen leben können. Jemand hat das einmal schön ausgedrückt: „Ein Christ ist jemand, der das Recht aufgibt, sein Leben selber zu bestimmen, und der Jesus als König über sein Leben annimmt.“ Man könnte auch sagen: Ein Christ ist jemand, der Gott gehorsam ist. Das Recht, über unser Leben zu verfügen, nimmt Gott sich nicht einfach. Dieses Recht geben wir ihm freiwillig, wenn wir uns entscheiden, ihm die Führung unseres Lebens anzuvertrauen.

Vertrauensvoll

Und da sind wir auch schon bei Daniels zweiter außergewöhnlicher Eigenschaft: einem starken Vertrauen auf Gott. Man hat nirgendwo in der Geschichte das Gefühl, er hätte vor irgendetwas Angst gehabt. Ich war über Pfingsten eine Woche mit meiner Familie und meinen Eltern in Bayern im Wanderurlaub. Wir sind mit der Bergbahn hoch auf einen Berg gefahren und konnten beobachten, wie Gleitschirmflieger starteten. Sie verstehen etwas von Vertrauen: Sie laufen mit ihrem Schirm auf dem Rücken dem Abgrund entgegen und verlassen sich auf etwas, das sie nicht sehen: den Wind. Sie checken vorher ihren Schirm und die Windstärke und laufen dann los. Wenn sich der Schirm füllt, laufen sie weiter, bis sie etwa eine Geschwindigkeit von 20 km/h erreicht haben. Wenn dann alles passt, trägt der Wind den Schirm in die Höhe und sie fliegen. 

Ich durfte vor einigen Jahren einmal bei einem Tandemflug mitfliegen. Ich saß vorne und der Fluglehrer war hinter mir. Er erklärte mir, was ich zu tun hatte, wann ich loslaufen und wie ich mich bewegen sollte. Es war ein mulmiges Gefühl, mich rein auf den Wind und ein paar Geräte zu verlassen. Aber die Aussicht war atemberaubend! Wir flogen über Hügel und Berge. 

Genauso können wir im Leben ohne Angst über unsere Problemhügel und -berge schweben, wenn wir Gott so vertrauen wie die Gleitschirmflieger dem Wind. Angst lähmt uns. Wenn du aber Gott dein volles Vertrauen schenkst, hast du keine Angst. Gott ist Herr über deinem Leben, in jeder noch so aussichtslosen Situation. Weder Corona noch Stress, Zukunftsangst oder Krankheit regieren dein Leben, sondern der lebendige Gott hält dein Leben in seiner Hand. Daniel hat durch seinen Gehorsam und sein Gottvertrauen alles verändert, sogar das Land, in dem er lebte. Nach dem Vorfall in der Löwengrube ließ der König verkünden:

„Hiermit ordne ich an, in meinem ganzen Reich dem Gott Daniels Ehrfurcht zu erweisen! Denn er ist der lebendige Gott, der in alle Ewigkeit regiert. Sein Reich geht niemals unter, seine Herrschaft bleibt für immer bestehen.“

Daniel 6,26

Daniels Lebensstil mit Gott ist bewundernswert. Mich haben diese Kapitel mit Daniel wirklich inspiriert und angesteckt, noch mehr an meinem Gehorsam und meinem Vertrauen zu Gott zu arbeiten. 

Rahel Selg, Missionswerk Karlsruhe

Die „Power-On“-Sendung kannst du unter diesem Link anschauen.

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