Beten aus himmlischer Perspektive

Daniel Müller ermutigt dich, statt in unseren Sorgen und Sünden zu verharren, dürfen wir aus Gottes Perspektive der Freiheit beten lernen.

Immer öfter sieht man in Reportagen heute Bilder von Drohnenflügen. Von hoch oben sind Landschaften oder interessante Architektur zu sehen. Besonders beeindruckend ist es, wenn die Drohne am Boden startet und dann langsam hinaufsteigt. Nach und nach wird die Perspektive größer. Konnte man anfangs nur bis zur nächsten Häuserwand sehen, weitet sich dann immer mehr der Blick, bis man das gesamte Gebäude und seine Umgebung in der weiten Landschaft sieht.

Vor den Thron

Gottes Perspektive ist eine andere als unsere. Seit dem Sieg am Kreuz können wir aus himmlischer Perspektive leben. Der Schlüssel dafür ist das Gebet, in dem wir aus unserer irdischen Perspektive heraustreten zu ihm. Wie geht das?

Das Bild oben zeigt die weltliche Perspektive und die himmlische Perspektive. Diese beiden werden durch das Kreuz, das für die Vergebung durch das Blut Jesu steht, getrennt! Wir sind nicht perfekt, doch wir sind in Jesus, wenn wir uns für ihn entschieden haben. 

Oft beten wir einfach darauflos. Das dürfen wir natürlich, doch so manche Emotion, Abneigung, Ungerechtigkeit oder Hass können dabei der himmlischen Perspektive im Weg stehen. Im Gebet und Lobpreis wollen wir aber aus der Welt in die heilige himmlische Gegenwart treten: in einen Ort ohne Sünde, ohne Schuld, ohne Furcht, ohne Unglaube, ohne Negatives ... als Kind Gottes. David nannte diesen Bereich in den Psalmen „weiten Raum“. Jesus sprach von einer „Kammer“, einem abgeschiedenen, verborgenen Ort. Paulus schrieb davon, „in Christus“ zu sein, der Schreiber des Hebräerbriefes vom „Allerheiligsten“ und vom „Thron unseres gnädigen Gottes“, vor den wir im Gebet treten. Wenn wir von dort aus beten wollen, durchschreiten wir eine Grenze – in die Vollkommenheit vor Gottes Thron. 

30 Sekunden

Um die himmlische Perspektive einzunehmen, muss etwas geschehen, das weniger als eine Minute dauert – die Vergebung unserer Schuld. Colin Urquhart sagte einmal: „Wenn das Bekennen unserer Sünde länger als 30 Sekunden dauert, ist das Selbst-Fokussierung, und wir haben Vergebung nicht verstanden!“ 

Vergebung muss nicht erst von Gott geschaffen werden. Nein, sie steht schon bereit. Wir können diese Vergebung durch das Blut Jesu einfach annehmen! Manche bitten ständig um Vergebung für die immer selbe Sache – die schon beim ersten Mal vergeben wurde. Dem Teufel gefällt, wenn wir unsere Schuld nie loswerden und uns immer wieder mit derselben Sünde beschäftigen. Doch Sünden, die Gott dir vergeben hat, existieren nicht mehr! In der Bibel heißt es: „Wirf deine Sorgen auf den Herrn“ – zum Werfen brauchst du kaum 30 Sekunden! Je länger du über deine Sünden und Probleme redest, desto mehr glaubst du an sie. Es heißt ja auch: „Wovon das Herz voll ist, davon fließt der Mund über.“ Statt dich weiterhin um deine Sünden zu drehen, darfst du sie bei Gott ein für alle Mal loswerden.

Koffer abgeben

Stell dir vor, du fährst mit zwei schweren Koffern zum Flughafen und stehst vor dem Schalter zum Einchecken und wirst vom Flughafenpersonal gebeten, die Koffer abzugeben.  Daraufhin stellst du die Koffer auf die Waage und sie werden dann über die Gepäckbänder zum Flugzeug transportiert. So läuft das im Normalfall. Du stehst nicht vor dem Schalter und öffnest deine Koffer, um dem Personal alles zu zeigen. Es muss gar nicht alles sehen. So ähnlich ist es, wenn wir vor Gott treten, um unsere Sünden zu bekennen. Ich habe den Eindruck, dass, wenn wir ihm alles im Detail beschreiben, er sagt: „Du langweilst mich mit der Aufzählung deiner Sünden.“ Er liebt es, wenn wir einmal eine Herzensentscheidung treffen, die Sünde für immer am Kreuz abzulegen. Weil wir Jesus nicht zu sehr mit unseren Lasten behelligen wollen, werfen wir sie ihm nicht zu, sondern bitten ihn, uns zu helfen, die Koffer zu tragen. Aber er will deine Lasten gar nicht mit dir zusammen tragen. Du hast die Wahl, sie zu behalten oder sie ganz abzuwerfen! Im himmlischen Raum gibt es keine Lasten, dort ist Freiheit. Starte deine Gebete, indem du Gott (in maximal 30 Sekunden um Vergebung für die möglicherweise neu getätigten Sünden bittest – dann ist der Weg frei, um aus himmlischer Perspektive zu beten.

»Darum wollen wir mit Zuversicht vor den Thron unseres gnädigen Gottes treten. Dort werden wir, wenn wir Hilfe brauchen, stets Liebe und Erbarmen finden.«

Hebräer 4,16

Was der Vater tut

Jesus lebte in der Welt. Er wurde abgelehnt, verfolgt, verspottet, gedemütigt und geschlagen. Doch wir lesen in der Bibel, dass er immer wieder im Gebet mit dem Vater im Himmel in Einheit war. Auf der himmlischen Seite gibt es keine Verfolgung, keinen Hass, keine Ablehnung – nur die Gegenwart des Vaters. Jesus sagte aus dieser Perspektive heraus: „Der Vater und ich sind eins.“ Diese Offenbarung bekam er nicht bei Herodes oder in der Synagoge. Auf irdischem Boden sagte er: „Ich kann aus mir nichts tun – ich tue das, was ich den Vater tun sehe.“ Vom Ort der Offenbarung – dem Gebet aus himmlischer Perspektive – ging er in die Welt und tat, was er den Vater tun sah! Er sprach aus, was er bei seinem Vater gesehen hatte. Jesus brauchte dafür nicht viele Worte. Er sagte: „Steh auf und geh“, oder: „Lazarus, komm heraus!“ 

Nach einem Tag, an dem alle durch Jesus geheilt worden waren, ging Jesus am nächsten Morgen, als es noch dunkel war, an einen einsamen Ort, um zu beten. Die Leute wollten, dass Jesus am nächsten Tag genau dasselbe wieder tat. Aber Jesus hatte vom Vater im Gebet andere Anweisungen bekommen.

Wir reagieren oft aus unserem menschlichen Verstand, der am liebsten nach bekannten Mustern sucht, wie Dinge am besten funktionieren. Oft hinterfragen wir gar nicht mehr, ob das auch Gottes Plan ist. In der himmlischen Perspektive bekommen wir Offenbarungen, was gerade jetzt für uns dran ist zu tun. Verbringe deshalb Zeit mit Gott in der himmlischen Perspektive, damit er zu dir reden kann.

Nicht du bist der Fokus des Gebets – Jesus ist der Fokus! Jesus spricht vom Durchhalten im Gebet, bis die Erhörung sichtbar wird. Hoffnung ist in der Zukunft – Glaube ist in der Gegenwart! Glaube ist der Download für das, was für dich bereitliegt. Die Jünger sahen, was Jesus tat. Die Menschen um dich herum sehen, was du tust. Und sie fragen sich: Warum hat er oder sie so viel Liebe, Frieden, Freude, Geborgenheit?

Du bist in Jesus

Für die, die in Christus sind, gibt es keine Verdammnis. Beim Gebet aus der weltlichen Perspektive möchte der Teufel dir das Gefühl der Verdammnis glaubhaft machen und dir einflüstern, du wärst nichts wert und deine Sünden wären zu schwerwiegend. Wenn du dann vor Gott kommst, betest du in etwa so: „Herr ich bin so gering, ich habe so viel gesündigt, ich bin es nicht wert ...“ Doch du bist sein Kind, das er liebt! Wenn der Teufel dir deine Fehler vorhält, dann sage: „Ja, das habe ich getan, aber zwischen uns ist ein Unterschied: Mir wurde vergeben, dir nicht!“ Unglaube macht das Evangelium kompliziert. Denke keine Gedanken der Verdammnis. Du bist in Jesus – dort ist keine Verdammnis! 

Und noch etwas kann dich hindern, aus der weltlichen in die himmlische Perspektive zu kommen: wenn du dich weigerst zu vergeben. Gott ist ein Gott der zweiten Chancen und der Neuanfänge. Anderen nicht zu vergeben, trennt uns von Gott. Wenn du diese Schuld nicht abgibst, gelangst du nicht in die himmlische Perspektive. Du kannst nicht beten: „Herr, vergib mir meine Sünde, die ich aber nicht loslasse!“ Richte andere nicht – sondern vergib! 

Schließ die Tür zur Welt hinter dir zu und geh an den Ort der himmlischen Perspektive. Hier wird Gott dir Antworten schenken, die du aus weltlicher Perspektive nicht bekommst. Das ist wirklich „Himmel auf Erden“, wie es Jesus mit seinem Vater im Gebet erlebt hat.

Daniel Müller, Leiter des Missionswerk Karlsruhe

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