Unter Beduinen

Erfahre hier, wie ein biblischer Lebensstil einen Reiseteilnehmer rettete. Danny Walter berichtet.

Die Bibel lehrt uns, wie es wichtig ist, einander wertzuschätzen und unseren Nächsten zu lieben und für ihn sorgen, wie für uns selbst. 1989 wurde uns diese Wahrheit während einer Missionswerkreise auf der Halb-Insel Sinai lebendig vor Augen geführt. 

Am Tag nach der Ankunft am Flughafen Ben Gurion fuhren wir damals zum Roten Meer nach Eilat. Gleich nach der Andacht am nächsten Morgen brachen wir auf zum Plateau, wo nach biblischer Überlieferung die Kinder Israels zur Zeit Moses in Zelten am Berg lagerten. 

Ein traumhafter Ort: auf einer Seite Natur pur auf einer Höhe von 1600 Metern, umgeben von roten Granitbergen, die sich auf fast 2500 Meter erheben. 

Die einzigen Zeichen von Zivilisation sind eine Wache der ägyptischen Polizei und ein kleines Beduinendorf in der Nähe. Ich erzählte den Teilnehmern von der großartigen Gastfreundschaft. Doch die Reiseteilnehmer waren skeptisch. Die Beduinen lebten in einfachen Zelten, trugen schwarze Kleidung und einen Gürtel, an dem zwei scharfe Messer hingen und die Sauberkeit ließ zu wünschen übrig. Ihre Kultur ist eine ganz andere als unsere. Aber von diesen einfachen Leuten kann man viel lernen.

Minusgrade in der Wüste

Nachdem wir in einer Nacht um zwei Uhr auf den Berg gestiegen waren, um den Sonnenaufgang zu erleben, und von Daniel und Isolde viel über Gott in der Wüste gelernt hatten, beschlossen wir am vorletzten Tag, mit denen, die wollten, zum Roten Meer zu fahren. Als wir abends zurückkamen, erzählte ein Teilnehmer, sein Zimmerkollege, der die Tagestour nicht mitmachen wollte, sei nicht mehr da.

Das Problem war: Auf der Höhe von 1600 Metern sinken die Temperaturen nachts rapide ab und obwohl es am Tag nahezu 40 Grad werden, kann es in der Nach Minusgrade geben. Der Mann war verschwunden, aber sein Reisepass und seine warme Kleidung lagen noch im Zimmer. Niemand überlebt eine solche Nacht im Freien mit der leichten Tageskleidung. Als er nach dem Abendessen noch nicht zurück war, schickten wir Gruppen mit Taschenlampen zur Suche los. Erfolglos.

Wir wollten am nächsten Morgen zum Flughafen aufbrechen. Also nahm ich den Reisepass und informierte die ägyptische Polizei. Um 6:30 Uhr am nächsten Morgen bekommen wir einen Anruf von einem ägyptischen Wachposten: Der Beamte auf dem Berg sieht einen Beduinen mit einem Kamel, auf dem jemand sitzt, der kein Beduine ist. Ich fuhr zum Wachposten und empfing den Beduinen, auf dessen Kamel tatsächlich unser Reiseteilnehmer saß! In dem Moment kamen weitere ägyptische Beamte herangefahren. Der Beduine bekam Angst und verschwand eilig. Die Beamten überreichten den Reisepass und wir konnten unsere Rückreise vollzählig antreten. 

Mehr als Gastfreundschaft

Auf der Fahrt vom Sinai nach Israel machten wir im Schatten eines Akazienbaum Rast und unser Teilnehmer erzählte, was geschehen war: „Mir wurde langweilig im Hotel und darum beschloss ich, noch mal auf den Moseberg zu steigen. Doch die Wege sind im roten Granit nicht klar erkennbar und es dauert nicht lange, bis ich den Weg verlor. Ich stolperte stundenlang über Steine und wusste nicht, wo ich war. Die Temperaturen sanken und mir war eiskalt bis auf die Knochen. Ich glaubte schon, mein letztes Stündlein hätte geschlagen.

Da sah ich nicht weit weg eine kleine Öllampe. Sie stand in einem Beduinenlager. Diese schwarz gekleideten Leute mit ihren Messern wirkten auf mich wie Todesengel. Mir stellte sich die Frage, wie ich heute in den Himmel kommen wollte: langsam auf den Steinen erfrieren oder durch ein Messer im Zelt. Da die erste totsicher schien, wählte ich die zweite Möglichkeit. Ich betrat das Zelt total durchgefroren und zum Sterben bereit. Doch ich wurde voller Gastfreundschaft empfangen. 

Man sah die Armut in jeder Ecke und dennoch war die erste Reaktion der Bewohner, nicht das Messer zu gebrauchen, sondern mir Decken zu bringen, um mich zu wärmen. Eine Frau bereitete mir etwas zu essen zu. Danach wurde mir ein Schlafplatz neben dem Feuer hergerichtet. Ich schlief nicht gut und jedes Mal, wenn ich die Augen öffnete, sah ich den schwarz gekleideten Beduinen neben mir, der immer schaute, dass die Decke richtig auf mir lag, damit mir nicht kalt wurde. Früh am Morgen setzte er mich auf sein Kamel und wir gingen zu dem Plateau.“

Abrahams Lebensstil ist hier auch nach 3800 Jahren noch präsent: „Du sollst den Fremden lieben wie dich selbst.“ Das steckt den Menschen in der Wüste bis heute im Blut. Einem Fremden mit dem Wenigen, das sie haben, zu helfen, ist für sie das größte geistliche Werk, das sie für ihren Gott im Leben leisten können. Für diesen Wüstenmann war die Möglichkeit, jemandem in Not zu helfen, einer der großen Höhepunkte in seinem Leben. So konnten wir live erfahren, warum Jesus in der Geschichte vom Barmherzigen Samariters das Gebot „du sollst den Nächsten lieben wie dich selbst“ als eine der wichtigsten Aufgaben für uns Christen sieht.

Dany Walter

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