Leben im neuen Heute
Als der Computer, das Handy und schließlich das Smartphone erfunden wurden, dachten viele von uns, diese technologischen Errungenschaften würden unser Leben erleichtern und uns mehr Freizeit verschaffen. Doch was ist passiert? An jedem einzelnen Tag werden heute weltweit über 300 Milliarden E-Mails verschickt. Allein über WhatsApp bekommt jeder Deutsche zwischen 30 und 50 Jahren durchschnittlich täglich 15 Nachrichten – andere Messenger-Dienste kommen häufig noch hinzu.
Die Technik gibt uns neue Möglichkeiten. Aber wir stehen auch vor neuen Verpflichtungen und Herausforderungen. Wir sind immer erreichbar und scheinen niemals zur Ruhe kommen zu können. Das Ergebnis? Stress! Wir sind gestresst. Wir fühlen uns getrieben, sind innerlich unruhig. Schnell fühlt es dazu, dass wir auf andere gereizt oder lieblos reagieren.
Ruhe als Herausforderung
Wie gehen wir am besten damit um? Was setzen wir der technologischen Flut entgegen? Ich persönlich bemühe mich, trotz dieser hektischen Zeit in Gottes Ruhe einzutauchen. Aber jeder Tag ist eine neue Herausforderung. Ich glaube, in der heutigen Zeit müssen wir es neu lernen, zur Ruhe zu kommen. Viele von uns haben es vernachlässigt, Ruhephasen fest in ihren Wochenplan einzuplanen, und einige haben sogar Angst vor Stille entwickelt, die sie deshalb meiden. Und es kann auch der Teufel sein, der uns dauernd beschäftigt und im Stress gefangen hält. Denn Stress trennt uns von Gott. Stress erstickt die Liebe, schädigt Beziehungen und kann letztendlich unsere eigene Gesundheit beeinträchtigen. Ist das nicht auch Sünde? Ist nicht alles, was uns von Gott trennt, Sünde? Im Zustand des Stresses verhalten wir uns anderen nicht zugewandt und barmherzig, wir können Gott und unseren Nächsten nicht lieben, obwohl das die wichtigsten Gebote sind.
Prioritäten setzen
Das Problem ist: Wenn wir selbst keine Prioritäten setzen für unser Leben, wenn wir nicht entscheiden, wofür wir in unserem Alltag Zeit und Kraft einsetzen wollen, passiert es leicht, dass wir getrieben werden – von E-Mails, vom Smartphone, vom Kalender oder anderen Anforderungen. Wenn wir die notwendigen Zeiten für Stille nicht fest in unseren Tagesablauf integrieren, wird der Wunsch danach immer ein unerfüllter Traum bleiben. Der innere Friede und die Ruhe, die wir suchen, werden nie einkehren. Denn es gibt immer etwas zu tun und immer irgendwelche Termine. Ich merke: Wenn ich im Stress bin, fällt als Erstes die Zeit mit Gott weg. Einfach weil es mir in diesem getriebenen Zustand schwerfällt, Gottes Ruhe in Anspruch zu nehmen. Während stressiger Phasen verwerfen wir oft als Erstes alles, was uns Ruhe verschafft. Wir sind so getrieben, dass wir in solchen Momenten nicht einmal an die Idee einer Auszeit denken können. Unsere Gedanken sind überflutet von Aufgaben und Terminen. Deshalb ist es so wichtig, einen Schritt zurückzutreten und uns klarzumachen, wie dringend wir Zeiten brauchen, in denen wir uns vom Lärm, vom Smartphone, von der Arbeit zurückziehen. Und dass wir uns bewusst einplanen, Gott in der Stille zu begegnen.
Für Körper, Seele und Geist sorgen
Gott hat uns mit Körper, Seele und Geist geschaffen und alle Drei sind miteinander verwoben. Deshalb ist es nötig, auch allen dreien Raum zu geben.
1. Unser Körper.
Paulus erinnert daran, dass unser Körper ein „Tempel des Heiligen Geistes“, eine Wohnstätte Gottes ist (1. Korinther 6,19). Und wer wollte eine Wohnung des Heiligen Geistes vernachlässigen? Trotzdem kommt es vor, dass wir durch ungesunde Ernährung, Überarbeitung oder Schlafmangel unachtsam mit unserem Körper umgehen. Nimm die Signale deines Körpers ernst und nimm dir Zeit für die Bewegung, den Schlaf und die gesunden Lebensmittel, die er braucht.
2. Unsere Seele.
In der heutigen schnelllebigen Zeit ist es eine Herausforderung, zur Ruhe zu kommen, doch unsere Seele braucht sie, um gesund zu bleiben. Ein deutliches Zeichen dafür, dass es unserer Seele schlecht geht, ist, wenn wir zur Ruhe kommen und plötzlich unsere Gedanken wie Feuerwerkskörper explodieren. Wenn wir abends ins Bett gehen, sollten wir abschalten und zur Ruhe kommen, nicht von übermäßigen Gedanken belastet sein, die uns den Schlaf rauben. Um unsere Seele zu heilen, müssen wir in die Ruhe Gottes eintauchen. In dieser Zeit können wir beten, unsere Sorgen vor Gott bringen und alles, was uns beschäftigt, bei ihm abladen. Wir dürfen uns Zeit für unsere Seele nehmen und in seiner Gegenwart auftanken. Es ist ein Segen, einen so liebevollen Gott zu haben, der uns all unsere Lasten abnimmt. In Matthäus 11,28 heißt es: „Kommt her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen! Und ich werde euch Ruhe geben.“ Du wirst Ruhe für deine Seele finden – ist das nicht eine wunderbare Zusage?
3. Unser Geist.
Mit unserem Geist begegnen wir Gott und wir brauchen immer wieder Zeiten, in denen wir auf dieser Ebene im Gespräch sind mit Gott. In Römer 8,16 schreibt Paulus: „Der Geist selbst bezeugt mit unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind.“ Nimm dir Momente, in denen du in deinem Geist spürst, dass du Gottes geliebter Sohn oder seine geliebte Tochter bist.
Sabbat halten
Auch wenn Jesus für Empörung bei den religiösen Führern sorgte, weil er am Sabbat heilte und argumentierte, dass der Sabbat für den Menschen gemacht hast, hat er den Sabbat selbst, die wöchentliche Zeit der Ruhe bei Gott, nicht infrage gestellt. Das Sabbatgebot aus den Zehn Geboten gibt uns Gelegenheit, unseren Körper, unseren Geist und unsere Seele aufzutanken. Er ist ein Tag für Gott, aber auch eine Zeit des persönlichen Zur-Ruhe-Kommens. Gott hat den Sabbat eingeführt, weil ihm ein Tag wichtig ist, der sich von den anderen sechs Tagen unterscheidet. Der Ruhetag erinnert uns daran, dass es neben der Arbeit auch Zeiten für Anbetung, für seine Gegenwart, für Erholung und Ruhe braucht. Es geht darum, für Körper, Geist und Seele zu sorgen, damit wir gestärkt in eine neue Woche starten können.
Rückzug wagen
Nach aufreibenden Erfahrungen war der Prophet Elia aus dem Alten Testament am Ende: Erschöpft von den Anstrengungen und Prüfungen, unter Druck wegen der Morddrohungen von Königin Isebel suchte er Zuflucht in der Wüste und schrie: „Herr, ich kann nicht mehr!“ Und er erlebte, wie Gott ihn an Körper, Seele und Geist versorgte. Zuerst gab ihm ein Engel Nahrung und Wasser, dann fand Elia einen Schlafplatz in einer Höhle und schließlich begegnete dem erschöpften Propheten Gott selbst mit leiser, sanfter Stimme. Mitten in Stress und Ermüdung hat Elia sich von allem zurückgezogen und die Ruhe der Wüste gesucht. Auch Jesus zog sich oft zurück, ließ Menschen und Aufgaben hinter sich, um Zeit mit seinem Vater zu verbringen und neue Kraft zu schöpfen.
Es kann ein guter Anfang sein, kleine Schritte in Richtung Ruhe zu unternehmen. Ruhezeiten mit Gott zur Priorität zu machen, sich um Körper, Seele und Geist zu kümmern, den Rückzug zu wagen und inmitten des Stresses zur Ruhe zu kommen, kann ein schrittweiser Prozess sein. Überlass Jesus das Steuer und vertraue ihm deinen Tag an. Er wird für dich sorgen. Er sagt in Johannes 14,27: „Auch wenn ich nicht mehr da bin, wird doch der Friede bei euch bleiben. Ja, meinen Frieden gebe ich euch – einen Frieden, den euch niemand sonst auf der Welt geben kann.“
Rahel Selg, Missionswerk Karlsruhe
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